Eva hatte das Glück der Erstgeburt. Für einige Jahre durfte sie die ungeteilte Liebe ihrer Eltern Marlies und Hans genießen. Dabei hatten diese weiß Gott andere Pläne gehabt. Marlies, die ebenfalls eine Erstgeborene war, hatte bereits ihre sechs jüngeren Geschwister mit großgezogen und freute sich, endlich unabhängig und eigenständig zu sein. Hans war vor wenigen Jahren erst aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt. Sofort hatte er sich an der Universität eingeschrieben, um die verpassten Jahre intellektuellen Lebens nachzuholen. Dann begegneten sich Marlies und Hans, verliebten sich ineinander und Marlies wurde schwanger. Das focht die beiden allerdings…Continue reading Der Arme
Seesüchtig
Seesüchtig. Ich habe ein Wort gefunden, mit dem sich der seltsame Sog beschreiben lässt, der mich regelmäßig überkommt. Ich bin seesüchtig. Es dämmert schon. Ein anstrengender schwüler Spätsommertag liegt hinter mir. Ich bin matt und steif von der Arbeit auf der Baustelle. Mein Patenkind Britta erwartet bald die Geburt ihres ersten Kindes und das Haus, in dem die Kleine aufwachsen soll, ist noch lange nicht bezugsfertig. Es ist Not am Mann. Ich bin hingefahren und habe den ganzen Tag Wände angestrichen. Zu Hause angekommen habe ich mich gleich ins Bett fallen lassen und bin eingeschlafen.…Continue reading Seesüchtig
Schnecke
Das Bild der androgyn wirkenden jungen Frau mit Weinbergschnecke zieht mich auf den ersten Blick in seinen Bann. Die Schöne in ihrer Zartheit und Nacktheit mit diesem riesigen Weichtier auf der Brust löst einen wonnigen Schauer des Schrecklichen aus. Andererseits sind die beiden in ihrer Stimmigkeit von Form und Farbe schön anzusehen. Das in kunstvolle Locken gelegte bronzeschimmernde glänzende Haar korrespondiert auch in seiner Textur mit der formvollendeten Schneckenhausspirale. Die gesamte Bildkomposition wirkt höchst ästhetisch. Die makellose Haut der jungen Frau in ihrem zarten Hellbraun fügt sich ein in den erdfarbenen Hintergrund. Ihre Gestalt mit…Continue reading Schnecke
Erwachende Schöne
Hell leuchtend, fast golden beherrscht eine mit scharfen Konturen gezeichnete weibliche Schönheit das Bild. Ein breiter schräg in die Szenerie fallender Lichtstreifen hebt sie heraus aus dem blauen Dunkel in ihrem Rücken und dem blassblau verschwommenen Hintergrund mit roten Tupfen rechts. Die Schöne posiert in nachdenklicher Haltung mit angewinkeltem Arm und lässig am Hinterkopf liegender Hand wie vor einem Spiegel. Irritierend, das blasse Spiegelbild über ihr, das innerhalb des Lichtstreifens in Erscheinung tritt. Es steht auf dem Kopf. Bei näherem Hinsehen erkennt der Betrachter, dass es gar nicht seitenverkehrt ist. Es ist kein Spiegelbild. Es…Continue reading Erwachende Schöne
Ein Baum voller Eier
Links unten ein nachdenklich schauendes weibliches Gesicht. Ihr Blick ist leicht verschleiert durch ein durchsichtiges bräunlich-grau gemustertes Tuch, das Karl Holtschneider scharf abgegrenzt durch eine dunkelgraue Linie über ihr Gesicht legt und auch noch in den Bildteil unten rechts weitergehen lässt. Die Farben dieses Schleiers bilden den Hintergrund im oberen Bildteil und nehmen ihn so mit hinein in die Verschleierung, die das ganze Bild wie eine Traumszenerie wirken lässt. Was sich davor im Vordergrund abspielt, scheint das Hauptmotiv der gesamten Bildkomposition zu sein. Ein Baum voller Eier. Eine rätselhaft anmutende Zusammenstellung. Das Ei als Motiv…Continue reading Ein Baum voller Eier
Die Alabasterweiße
Eine unnahbar wirkende Schöne mit alabasterweißem Leib fesselt meinen Blick. Stolz reckt sie ihr filigranes Kinn nach rechts und zeigt uns ihr Gesicht im Halbprofil. Von oben fällt ein Lichtschein schräg auf sie herab, der ihre nackte Gestalt streift und bis hinunter auf ihren Rücken reicht. Die Anmut ihrer Erscheinung steht im Widerspruch zum Unmut ihres Gesichtsausdrucks. Ihre Mundwinkel weisen nach unten, ihr Blick ist mürrisch und abweisend. Das Haar der Schönen ist fast ebenso weiß wie ihre Haut und lässt sie wie eine Statue erscheinen. Es ist zu einer strengen Frisur nach hinten gekämmt,…Continue reading Die Alabasterweiße
TRÄUME
Ein Buch mit Bildern vor allem von Karl Holtschneider und Bildinterpretationen, Sachtexten, Geschichten und Erzählungen von Peter Bednorz, Angelika Cornely, Ingelore Ebeling-Weber, Albena Ivanovitch-Lair, Gisela Kaluza-Gode, Alice Schopp und Jutta Stamm.
Von Bremerhaven nach Cuxhaven (Etappe 12)
Samstag, der 02.07.2022 Auf unsere heutige letzte nicht ganz kurze Etappe starten wir wir schon gegen Viertel nach neun, damit wir in Cuxhaven noch etwas Zeit haben. Allerdings finden wir in Bremerhaven nicht gleich den Anschluss an die Radwanderstrecke und verlieren durch Irrfahren mindestens 20 Minuten. Schließlich helfen uns Einheimische und schicken uns durch das Zolltor in den Überseehafen. Vorbei an knallbunten beeindruckenden Riesenschiffen, Serien von Hafenkränen und pinkfarbenen Lastwagen dauert es ewig bis wir wieder durch die Landschaft fahren. Es geht wie wir es schon kennen hinter dem Deich entlang durch kleine Dörfer. Das…Continue reading Von Bremerhaven nach Cuxhaven (Etappe 12)
Von Brake nach Bremerhaven (Etappe 11)
Freitag, der 01.07.2022 Die heutige Etappe bis Bremerhaven ist nur etwa 33 km lang. Die morgige letzte Etappe dagegen 60 km. Ich hätte es lieber umgekehrt gehabt, damit wir am Ankunftstag noch etwas mehr Zeit in Bremerhaven hätten. Ich konnte aber kein freies Zimmer finden an dem Küstenstreifen zwischen Bremerhaven und Cuxhaven. Hinzu kommt, dass Bremerhaven sicherlich ein sehr interessanter Ort ist, um ihn sich näher anzuschauen. Heute Nacht hat es stark gewittert und bei unserem Start auf den Weserradweg nieselt es, weshalb wir gleich die Regenjacken anziehen. Nach wenigen Kilometern schon halten wir es…Continue reading Von Brake nach Bremerhaven (Etappe 11)
Von Bremen nach Brake (Etappe 10)
Donnerstag, der 30.06.2022 „BREMEN BRINGTS“ So habe ich den gestrigen ganzen Tag in Bremen für mich überschrieben. Es war ein intensiver Tag voller Eindrücke und Erlebnisse, die ich hier nicht alle schildern möchte. Nur drei kleine Begebenheiten werde ich erzählen. Die Dame von der Touristeninformation hatte uns empfohlen, mit der Bahn einmal ins „Viertel“ zu fahren, dem Multikulti-Szeneviertel von Bremen, und dort ein wenig an den vielen Geschäften und Shops vorbei zu flanieren. Diesem Rat sind wir gefolgt, was uns durch das 9 Euro-Ticket schön einfach gemacht wurde. Beim Flanieren kamen wir auch an mehreren…Continue reading Von Bremen nach Brake (Etappe 10)