Ausflug zum Milchholen

Bockholmwik, den 13. März 2023

Heute statten wir dem Bauernhof unseres Vermieters, von dem ich schon am ersten Tag in Bockholmwik gesprochen habe, einen Besuch ab. Bei stürmischem Wind holen Lore und Tom uns am späten Nachmittag zu diesem Ausflug ab. Tom hat seine Zwei-Liter-Milchkanne mitgenommen, um sie sich auf dem Milchhof auffüllen zu lassen. Er erzählt uns unterwegs, dass die Tochter unseres Vermieters den Hof führt. Sie heißt Bente Riechmann. Ihr Vater hilft nur noch ab und zu bei der Arbeit. Leider fängt es plötzlich an zu nieseln. Wir setzen unsere Kapuzen auf. Zum Glück geht man nicht länger als 10 Minuten von Bockholmwik bis nach Geil, ebenfalls ein Ortsteil von Munkbrarup.

Milchholen auf dem Rinderhof Riechmann in Geil (Munkbrarup)

Noch bevor wir den Eingang zum Hof erreichen, können wir schon einen Blick in den Stall der Kälbchen werfen. Später werden wir erfahren, dass sie zur Rasse der Anglerrinder gehören, die sich durch ihre einfarbige rote Fellfarbe auszeichnen. Den Namen haben sie von der hiesigen Landschaft Angeln, bei der es sich um das Gebiet zwischen Schlei, Ostsee und Flensburger Förde handelt.

Rinderzucht Riechman

An der Hofeingangtür versuchen wir uns ohne Erfolg bemerkbar zu machen. Tom, der die Familie Riechmann gut kennt, wagt es, einfach einzutreten. Sofort läuft der Wachhund Oskar auf uns zu und bellt. Inzwischen ist auch Bente Riechmann auf uns aufmerksam geworden, die Leiterin des Unternehmens. Eine überraschend junge Frau tritt auf uns zu und begrüßt uns freundlich. Tom erklärt ihr, dass wir gerne einmal die automatische Melkanlage besichtigen würden. Er hatte uns schon einiges dazu erzählt wie ich in meinem ersten Blog-Beitrag zu Bockholmwik bereits berichtet habe. Jetzt sind wir sehr gespannt, die Maschine einmal im Einsatz beobachten zu können.

Kuh in der automatischen Melkanlage der Rinderzucht Riechmann in Munkbrarup-Geil

Frau Riechmann erklärt uns, dass die Kühe im Stall frei herumlaufen dürfen. Im Sommer haben sie sogar die Freiheit, den Stall zu verlassen und auf die Weide hinaus zu laufen. Wenn sie Melkdruck verspüren, suchen sie eigenständig die Melkmaschine auf. Ein zusätzlich Lockmittel für die Kühe ist das Kraftfutter, das sie während des Melkvorgangs erhalten. Jede Kuh trägt eine Erkennungsplakette an einem Halsband, anhand derer die Maschine ihre Einstellungen an die jeweilige Kuh anpassen kann. Die meisten Kühe haben vier Zitzen, manche aber auch nur drei. Wenn die Kuh in der richtigen Position steht, fährt vollautomatisch ein Maschinenarm mit einem Duschkopf aus, der das Euter der Kuh gründlich abspült. Dann dreht sich der Maschinenkopf und die eigentlichen Melkzeuge fahren aus. Sensorgesteuert saugen sie sich an den Zitzen fest und melken die Kuh. Sobald der Milchstrom nachlässt, endet der Melkprozess. Die Zitzen werden anschließend mit einem Desinfektionsmittel abgespült und die Kuh wird vorne aus der Box herausgelassen. Meist drängt schon von hinten eine nachfolgende Kuh ihre Vorgängerin aus der Box.

Rinderzucht Riechmann in Geil (Munkbrarup)

Wir erleben, dass drei Kühe hintereinander sofort vorne wieder herausgelassen werden. Sie sind noch nicht dran. Etwa alle sechs Stunden nur wird jede Kuh gemolken. Wegen des Kraftfutters, das den Kühen als Leckerli gilt, stellen sie sich häufiger in die Melkschlange als nötig. Allzu lang darf die Schlange allerdings nicht sein. Die Tiere vergewissern sich bevor sie zum Melken gehen, wie viele Kühe schon anstehen. Wenn schon zwei Kühe in der Schlange stehen, nehmen sie erst noch einmal Abstand vom Gemolkenwerden. Frau Riechmann zeigt uns eine junge Kuh, die als nächste in der Schlange steht. Sie habe gerade zum ersten Mal gekalbt. Wenn hinter ihr ein ranghöheres Tier anstehen würde, würde die junge Kuh beiseite gedrängt werden und müsse die ältere vorlassen.

Bente Riechmann einem zwei Tage alten Neugeborenen

Wir gehen nun zum Milchzapfen und passieren dabei noch einmal den Wachhund Oskar, der ganz entspannt auf seiner Plattform mitten im Kuhstall liegt. Frau Riechmann verschwindet mit der Milchkanne von Tom in einem Nebenraum und erscheint im Handumdrehen mit der gefüllten Kanne. Den Füllvorgang hätte ich gerne beobachtet. Tom hatte uns nämlich berichtet, dass der Bauernhof eigentlich nicht auf Milchverkäufe in kleinen Mengen eingerichtet ist. Aus dem Hahn der Zapfanlage schießt ein ganz dicker Strahl, der die Kanne innerhalb von Sekunden füllt.

Hofhund Oskar

Wir verabschieden uns von Bente Riechmann und treten bei immer noch orkanartig tosendem Sturm den Rückweg zu unseren Domizilen an.

Bockholmwik (Schleswig Holstein)

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