Das verlorene Fahrradschloss als Vorbote oder das Ende unserer E-Bikes

Im Oktober des vergangenen Jahres sind wir wieder einmal zum Bodensee gefahren. Wir wohnen dort immer in derselben Wohnung in Überlingen. Sie liegt unmittelbar am See und der Weg ins Stadtzentrum ist nicht weit, wo zahllose Restaurants abends auf uns warten. Unsere E-Bikes dürfen niemals fehlen im Bodenseeurlaub. Fast jeden Tag fahren wir irgendeine Tour durchs Hinterland oder auf dem Bodenseeradweg am See entlang.

Diesmal haben wir die Bodenseegürtelbahn für uns entdeckt. Sie verläuft 60 km lang zwischen Radolfzell und Friedrichshafen meist am Seeufer entlang und wir dürfen sie mit unserer Kurkarte umsonst nutzen. Für heute haben wir uns vorgenommen, mit der Bahn bis Friedrichshafen zu fahren und dann mit den E-Bikes auf dem Bodenseeradweg nach Überlingen zurück zu kehren. Wir starten schön früh in den Tag, steigen um 10:18 Uhr an der Haltestelle Nussdorf mit den Fahrrädern in die Bahn und fahren bis Friedrichshafen. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir Friedrichshafen Stadt. Wir erkunden ein wenig die Promenade, radeln zum Zeppelinmuseum und beschließen, jetzt den Rückweg anzutreten. Ich zeige Johannes in der Ferne eine imposante Kirche mit zwei Türmen. Die müsste auf unserer Strecke liegen. Da spricht uns ein Passant an und erklärt, dass es sich um die Schlosskirche handele. Dort finde heute ein Weinfest statt. Das wollen wir uns gerne anschauen. Wir lassen uns von unserem Navi zur Schlosskirche führen. Schon von Weitem hören wir laute Musik. Wir durchqueren die Einfahrt in den Kirchgarten und stellen unsere Räder gut abgeschlossen auf einem Rasenstreifen ab. Noch einmal geht es durch ein Eingangstor bevor wir die Festmeile betreten können. Wir fühlen uns von dem Festgetöse wie erschlagen. Überall stehen Grüppchen von Menschen in Trachtenkleidung zusammen, zahllose große Zelte sind mit voll besetzten Bierbänken bestückt, eine Musikkapelle beschallt das Publikum mit Rumtatamusik. Wir machen auf dem Absatz kehrt, holen unsere Räder und begeben uns wieder auf den Bodenseeradweg Richtung Überlingen.

Zu unserer Enttäuschung verläuft der Radweg nicht am Seeufer entlang, sondern an der B 31. Johannes schaltet sein Navi ein, um eine alternative Strecke zu finden, die näher am See entlang führt. Alsbald werden wir aufgefordert, die B 31 in Richtung See zu verlassen. Es stört uns nicht, dass wir eine geschlossene Schranke passieren müssen. Mit den Rädern ist es kein Problem, sie zu umfahren. Allerdings wird der Weg jetzt immer enger. Hohe Brennnesseln links und rechts streifen unsere Arme. Schon bald sieht es nach einer Sackgasse aus. Aber da scheint der Weg ja doch weiter zu gehen. Wir stoßen auf einen Bach und müssen absteigen, weil der Weg sehr schmal geworden ist und nahe an der Uferböschung entlangführt. Schließlich führt der Weg über eine marode Brücke.

Marode Brücke mitten im Niemandsland

Auf der anderen Seite folgen wir noch eine Weile dem schmalen Pfad und stoßen schließlich auf einen hohen Metallzaun, der offensichtlich ein Betriebsgelände einzäunt. Ein Weg ist nicht mehr zu erkennen. Umkehren möchten wir inzwischen nicht mehr gerne. Johannes pirscht sich am Zaum entlang durch das Dickicht und stößt plötzlich wieder auf den schmalen Pfad. Wir folgen ihm bis wir einen kleinen privaten Segelhafen erreichen. Dort erfahren wir, dass man eigentlich gar nicht mit Fahrrädern in dieses Gelände gelangen kann. Der Eingang sei mit einer Drehtür gegen Fahrräder versehen. Wenn wir Glück hätten, sei die Tür neben der Drehtür nicht abgeschlossen. Dann könnten wir dort das Gelände wieder verlassen. Andernfalls müssten wir wieder zurückkehren.

Wir haben Glück. Die Tür ist offen. Wir können unsere Tour fortsetzen. Der Bodenseeradweg führt ab jetzt nicht mehr an der Bundesstraße entlang. Wir genießen die Fahrt und merken erst in Überlingen, als wir die Räder abschließen wollen, dass Johannes Fahrradschloss verloren gegangen ist.

Fortsetzung folgt ….