Bockholmwik, den 14. März 2023
Das Wetter wirkt heute ganz freundlich auf uns und wir beschließen deshalb, den Ausflug auf die Halbinsel Holnis, deren nördlicher Zipfel die Nordspitze des deutschen Festlands darstellt, mit dem Fahrrad zu absolvieren. Lore und Tom stehen um Punkt 15 Uhr mit ihren Rädern vor unserer Tür. Bei uns gibt es allerdings ein Problem. Wir finden das Display von Johannes E-Bike nicht. Bei meinem Rad ist es fest installiert und deshalb immer am Rad. Bei Johannes Rad nehmen wir es immer ab, bevor wir das Rad auf den Heckträger unseres Autos laden. Aber wohin haben wir es dann gepackt bei der Abfahrt in Köln? Wir suchen alle Reisetaschen und Koffer durch, stellen das Auto auf den Kopf, durchsuchen alle Jacken- und Hosentaschen. Das Display ist nicht zu finden. Schließlich starten wir ohne Motorunterstützung für Johannes.
Tom fährt auch ein normales Rad. Das wird schon gehen, auch wenn so ein E-Bike deutlich schwerer ist als ein Rad ohne Motor. Beim Start geht es gleich steil den Berg hinauf. Nach einem halben Kilometer stellen Johannes und ich fest, dass unser einfaches Stirnband nicht ausreicht gegen die Eiseskälte des Fahrtwindes. Ich kehre noch einmal um und hole uns Mützen, die wir dann zusätzlich zum Stirnband anziehen.
Wir erreichen die Halbinsel Holnis in etwa 20 Minuten. Rechts von uns schauen wir auf die Flensburger Außenförde und gegenüber auf die dänische Küste. Auf einem Hügel erkennen wir deutlich die schneeweiße Doppelturmkirche von Broager, über die uns Tom eine Geschichte erzählen kann. Wir werden sie hören, wenn wir später auf dem Rückweg von der Nordspitze in dem einladenden Strandcafé einkehren werden, das wir gerade passieren. Wir freuen uns schon sehr darauf, uns dort gleich aufwärmen zu können bei Kaffee und Kuchen.
Während wir an herrlichsten Badestränden mit Strandkörben, Imbissbuden und Strandcafés vorbeiradeln, frieren uns in unseren Skihandschuhen immer mehr die Fingerspitzen ab. Schließlich gelangen wir an den Endpunkt des Radweges. Von hier aus geht es noch einige Hundert Meter zu Fuß weiter bis an den äußersten Punkt der Halbinsel, wo Außen- und Innenförde zusammentreffen.
Wir halten uns hier nicht lange auf, posieren nur kurz für ein Beweisfoto und treten umgehend den Rückweg an. Fünf Minuten später schon kehren wir in das Strandcafé „An der Promenade 1“ ein und suchen uns einen Fensterplatz mit Sonnenbestrahlung und fellbedeckten Sesseln. Als wir uns an der Theke Kuchenstücke aus der Vitrine aussuchen, erfahren wir, dass das Café in fünf Minuten schließt. Es ist 16:55 Uhr. Netterweise bedient man uns noch und erlaubt uns, an unserem Tisch sitzen zu bleiben, wenn das Personal auch schon aufräumt und sauber macht.
Während wir hier behaglich in der Wärme sitzen, erzählt Tom uns die Legende von der Doppelturmkirche von Broager. Es heißt, dass vor langer Zeit ein frommer Ritter in Brogaer eine Kirche bauen ließ. Bevor sie noch fertig war, musste der Ritter an einem Kreuzzug teilnehmen. Er bat seine schwangere Frau, den Bau zu vollenden. Wenn das Neugeborene ein Sohn werden würde, sollte sie einen spitzen Turm errichten lassen, andernfalls einen stumpfen Turm. So wollte der Ritter schon von Weitem erkennen können, welches Geschlecht sein Nachwuchs hat. Als er schließlich nach Hause zurückkehrte, musste er zu seinem Erstaunen zwei spitze Türme erblicken. Zu Hause klärte sich das Rätsel auf: seine Frau hatte Zwillingssöhne geboren.