Ausflug zum Milchholen

Bockholmwik, den 13. März 2023 Heute statten wir dem Bauernhof unseres Vermieters, von dem ich schon am ersten Tag in Bockholmwik gesprochen habe, einen Besuch ab. Bei stürmischem Wind holen Lore und Tom uns am späten Nachmittag zu diesem Ausflug ab. Tom hat seine Zwei-Liter-Milchkanne mitgenommen, um sie sich auf dem Milchhof auffüllen zu lassen. Er erzählt uns unterwegs, dass die Tochter unseres Vermieters den Hof führt. Sie heißt Bente Riechmann. Ihr Vater hilft nur noch ab und zu bei der Arbeit. Leider fängt es plötzlich an zu nieseln. Wir setzen unsere Kapuzen auf. Zum…Continue reading Ausflug zum Milchholen

Ferienhäuschen vor Buchenwaldwand

Buchenwaldwand von Bockholmwik

Sonntag, den 12. März 2023 Aus den Seitenfenstern unseres Ferienhäuschens schauen wir auf eine kilometerlange gerade Wand hochaufragender Buchen, deren lange kahle dunkelbraune Stämme dicht an dicht stehen und erst weit oben eine besenartige Krone bilden. Diese Kulisse wirkt gar nicht richtig wie ein Wald. Man kann durch die Stämme wie durch Gitterstäbe hindurchschauen und ahnt dahinter nur unbestimmtes dunkles Gehölz. Bisher waren wir noch gar nicht auf die Idee gekommen, man könne dort wandern oder spazieren gehen. Unsere Freunde Lore und Tom, die hier schon lange leben, haben uns für den ersten Urlaubstag aber…Continue reading Buchenwaldwand von Bockholmwik

Bockholmwik

Winterurlaub in Bockholmwik

Samstag, den 11.03.2023 Wir besuchen unsere Freunde Lore und Tom für eine Woche in Bockholmwik an der Flensburger Förde. Die beiden haben dort einen zweiten Wohnsitz direkt am Meer. Ein wenig oberhalb ihres allerliebsten reetgedeckten Hauses gibt es ein kleines Ferienhäuschen, das ebenfalls aufs Meer schaut und hinüber über die Bucht bis nach Dänemark. Dort haben wir uns für eine Woche eingemietet. Es ist so eisig kalt noch immer mitten im März, dass ich unsere Woche am Meer Winterurlaub nenne. Auf der Autofahrt hierher ziehen auf der gesamten Strecke schneebedeckte Landschaften links und rechts an…Continue reading Winterurlaub in Bockholmwik

Der Arme

                                                                                                      Eva hatte das Glück der Erstgeburt. Für einige Jahre durfte sie die ungeteilte Liebe ihrer Eltern Marlies und Hans genießen. Dabei hatten diese weiß Gott andere Pläne gehabt. Marlies, die ebenfalls eine Erstgeborene war, hatte bereits ihre sechs jüngeren Geschwister mit großgezogen und freute sich, endlich unabhängig und eigenständig zu sein. Hans war vor wenigen Jahren erst aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt. Sofort hatte er sich an der Universität eingeschrieben, um die verpassten Jahre intellektuellen Lebens nachzuholen. Dann begegneten sich Marlies und Hans, verliebten sich ineinander und Marlies wurde schwanger. Das focht die beiden allerdings…Continue reading Der Arme

Baggersee

Seesüchtig

Seesüchtig. Ich habe ein Wort gefunden, mit dem sich der seltsame Sog beschreiben lässt, der mich regelmäßig überkommt. Ich bin seesüchtig. Es dämmert schon. Ein anstrengender schwüler Spätsommertag liegt hinter mir. Ich bin matt und steif von der Arbeit auf der Baustelle. Mein Patenkind Britta erwartet bald die Geburt ihres ersten Kindes und das Haus, in dem die Kleine aufwachsen soll, ist noch lange nicht bezugsfertig. Es ist Not am Mann. Ich bin hingefahren und habe den ganzen Tag Wände angestrichen. Zu Hause angekommen habe ich mich gleich ins Bett fallen lassen und bin eingeschlafen.…Continue reading Seesüchtig

Schnecke

Schnecke

Das Bild der androgyn wirkenden jungen Frau mit Weinbergschnecke zieht mich auf den ersten Blick in seinen Bann. Die Schöne in ihrer Zartheit und Nacktheit mit diesem riesigen Weichtier auf der Brust löst einen wonnigen Schauer des Schrecklichen aus. Andererseits sind die beiden in ihrer Stimmigkeit von Form und Farbe schön anzusehen. Das in kunstvolle Locken gelegte bronzeschimmernde glänzende Haar korrespondiert auch in seiner Textur mit der formvollendeten Schneckenhausspirale. Die gesamte Bildkomposition wirkt höchst ästhetisch. Die makellose Haut der jungen Frau in ihrem zarten Hellbraun fügt sich ein in den erdfarbenen Hintergrund. Ihre Gestalt mit…Continue reading Schnecke

Erwachende Schöne

Erwachende Schöne

Hell leuchtend, fast golden beherrscht eine mit scharfen Konturen gezeichnete weibliche Schönheit das Bild. Ein breiter schräg in die Szenerie fallender Lichtstreifen  hebt sie heraus aus dem blauen Dunkel in ihrem Rücken und dem blassblau verschwommenen Hintergrund mit roten Tupfen rechts. Die Schöne posiert in nachdenklicher Haltung mit angewinkeltem Arm und lässig am Hinterkopf liegender Hand wie vor einem Spiegel. Irritierend, das blasse Spiegelbild über ihr, das innerhalb des Lichtstreifens in Erscheinung tritt. Es steht auf dem Kopf. Bei näherem Hinsehen erkennt der Betrachter, dass es gar nicht seitenverkehrt ist. Es ist kein Spiegelbild. Es…Continue reading Erwachende Schöne

Ein Baum voller Eier

Ein Baum voller Eier

Links unten ein nachdenklich schauendes weibliches Gesicht. Ihr Blick ist leicht verschleiert durch ein durchsichtiges bräunlich-grau gemustertes Tuch, das Karl Holtschneider scharf abgegrenzt durch eine dunkelgraue Linie über ihr Gesicht legt und auch noch in den Bildteil unten rechts weitergehen lässt. Die Farben dieses Schleiers bilden den Hintergrund im oberen Bildteil und nehmen ihn so mit hinein in die Verschleierung, die das ganze Bild wie eine Traumszenerie wirken lässt. Was sich davor im Vordergrund abspielt, scheint das Hauptmotiv der gesamten Bildkomposition zu sein. Ein Baum voller Eier. Eine rätselhaft anmutende Zusammenstellung. Das Ei als Motiv…Continue reading Ein Baum voller Eier

alabasterweiße Schöne

Die Alabasterweiße

Eine unnahbar wirkende Schöne mit alabasterweißem Leib fesselt meinen Blick. Stolz reckt sie ihr filigranes Kinn nach rechts und zeigt uns ihr Gesicht im Halbprofil. Von oben fällt ein Lichtschein schräg auf sie herab, der ihre nackte Gestalt streift und bis hinunter auf ihren Rücken reicht. Die Anmut ihrer Erscheinung steht im Widerspruch zum Unmut ihres Gesichtsausdrucks. Ihre Mundwinkel weisen nach unten, ihr Blick ist mürrisch und abweisend. Das Haar der Schönen ist fast ebenso weiß wie ihre Haut und lässt sie wie eine Statue erscheinen. Es ist zu einer strengen Frisur nach hinten gekämmt,…Continue reading Die Alabasterweiße