Von Siegen bis zum Quelltopf der Lahn (Etappe 1)

Obwohl der April in diesem Jahr nicht das ideale Wetter zum Radwandern bietet, bleiben wir bei unserem Vorhaben, vom 13.04.2024 bis zum 20.04.2024 die Lahn von der Quelle bis zur Mündung hinabzufahren. Mein Bruder Rolf, genannt Röbi, begleitet uns nämlich in diesem Jahr. Er ist im Gegensatz zu Johannes und mir noch berufstätig und hat sich für diese Woche Urlaub genommen hat.

Wir starten unsere Radwanderung in Siegen. Röbi ist mitsamt seinem E-Bike per Regionalbahn angereist. Wir treffen ihn gegen 11:30 Uhr am Hauptbahnhof. Johannes und ich sind von meinem Schwiegersohn mit dem Auto nach Siegen gefahren worden. Auch wir haben E-Bikes mitgebracht. Es sind nicht mehr dieselben Räder, mit denen wir die zahllosen anderen Radwanderungen unternommen haben. Die sind uns im Februar aus unserem Fahrradschuppen gestohlen worden. Da hatten wir gerade die Lahnradtour geplant. Wir haben uns umgehend neue E-Bikes gekauft, um auf den schönen Urlaubsplan nicht verzichten zu müssen.

Bei bestem Wetter starten wir in Siegen auf die erste Etappe der Lahnradtour.

Wir orientieren uns schon bei dieser ersten Etappe an dem Tourenvorschlag „Der Lahnradweg – vom Rothaargebirge an den Rhein in 5 Etappen“ von Komoot. Die Strecke von Siegen bis zur Lahnquelle wird dort als Auftaktetappe bezeichnet. Eine Weile lang müssen wir uns durch den dichten Stadtverkehr von Siegen quälen bis wir erste Hinweise auf einen Radweg nach Kaan-Marienborn erblicken. Jetzt wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ein rechteckiges Schild mit grünem Fahrrad auf weißem Grund und Richtungspfeil darüber zeigt uns, wo es lang geht. Von Lahnquelle ist allerdings keine Rede. Kurz vor Kaan-Maienborn verlässt der Radweg die Hauptstraße und zweigt nach rechts ab. Bei der nächsten Verzweigung fehlt leider das Fahrradwegsymbol und wir entscheiden uns, nach rechts weiter sanft den Berg hinauf zu fahren. Schon bald stoßen wir auf eine Querstraße. Gegenüber setzt ein Waldweg unseren Radweg fort. Wieder fehlt ein Hinweisschild. Wir sprechen einen Anwohner an, der gerade sein Auto wäscht, und er bestätigt uns, dass der Radweg dort im Wald weitergeht.

Steil in den Wald hinauf bei Kaan-Marienborn

Der Waldweg führt steil den Berg hinauf. Er ist sehr uneben und noch nass von der langen Regenperiode. Inzwischen ist es schon fast eins. Wir haben uns Proviantbrötchen von zu Hause mitgebracht und warten nur noch auf eine einladende Picknickbank. Alsbald taucht diese am rechten Wegesrand auf. Wir nehmen Platz und genießen nicht nur unsere Mahlzeit, sondern auch die wärmenden Sonnenstrahlen, den Duft des feuchten Waldes und das Zwitschern der Vögel.

Gut gelaunt und gut gestärkt setzen wir unseren Weg fort, der sich nicht enden wollend immer weiter den Berg hinaufbewegt. Irgendwann werden wir skeptisch und argwöhnen, dass wir uns nicht mehr auf dem richtigen Weg befinden. Wir schauen in der Komoot-App nach. Und tatsächlich befindet sich der blinkende blaue Punkt, der unseren Standort anzeigt, weitab von der blau markierten Auftaktetappe, die weit unter uns im Tal verläuft. Wir finden in der Landkarte eine Möglichkeit, schnell wieder auf den Radweg zu stoßen. Zunächst geht es steil hinab und dann auf der stark befahrenen Siegener Straße nach links hinab zum Weißbach. Über ein Brückchen queren wir die Weiß und schwenken nach rechts auf den gut ausgebauten von Wiesen und Weiden gesäumten Radweg entlang des Baches ein.

Leuchtende Löwenzahnwiesen säumen den Weg.

Wir gleiten schwerelos dahin auf dem geschwungenen asphaltierten Weg und fragen uns, wie lange wir diesen hochwertigen Fahrgenuss schon hätten haben können. Wir nehmen uns fest vor, nicht noch einmal vom Weg abzukommen. Hinweise auf die Lahnquelle gibt es übrigens immer noch nicht. Ab und zu wird jedoch die Siegquelle erwähnt. In Feuersbach müssen wir noch einmal aufpassen, nicht vom Weg abzukommen. Mehrere Kreuzungen hintereinander lassen Hinweise vermissen. Anwohner erkennen unsere Unsicherheit und zeigen uns, wo der Radweg weitergeht. Aber schon wenige Hundert Meter später, nachdem wir einen fast dreieckigen Teich passiert haben, steht schon wieder eine Entscheidung an. Die Richtung nach links scheint uns weit plausibler von der Himmelsrichtung her. Es geht steil einen Berg hoch. Ich fahre voraus bis ich merke, dass die beiden anderen nicht nachkommen. Ich halte an und warte auf sie. Johannes hatte sich seiner Strickjacke entledigt, weil es ihm zu warm geworden war. Als die beiden endlich an mir vorbeifahren, kann ich nicht mehr aufsteigen. Diese Schwierigkeit, an einer steilen Stelle mit dem E-Bike zu starten, hatte ich schon häufiger. Ich fahre noch einmal ganz hinunter, um von dort Anlauf zu nehmen. Unten angekommen stelle ich fest, dass meine Kette vom vorderen Zahnrad gesprungen ist. Rolf merkt, dass ich Schwierigkeiten habe und macht ebenfalls Kehrt, um mir zur Hilfe zu kommen. Zu zweit haben wir das Problem bald behoben und spurten im Turbo-Modus den steilen Hang hinauf. Johannes wartet oben auf uns. Wir vergewissern uns noch einmal, ob wir noch auf dem vorgesehenen Radweg sind. Schon wieder liegt der blaue Positionspunkt deutlich neben der blauen Linie. Wir hätten da unten doch nach rechts fahren müssen. Wir kehren um. Tatsächlich führt uns der Radweg ein kleines Stück in die falsche Himmelsrichtung, um dann aber in einer großen Linkskurve zu münden und auf der Deuzer Straße wieder die richtige Richtung einzuschlagen.

Die freundlichen Anwohner von Feuerbach

Der nächste Ort, den wir erreichen ist Deuz, wo wir den ersten motorisierten Omnibus im Glaskasten bewundern können. Der Radweg führt jetzt am Oberlauf der Sieg entlang. In Nenkersdorf stoßen wir noch einmal auf eine Sehenswürdigkeit, eine alte noch voll funktionstüchtige Wassermühle aus dem Jahr 1240. Wir folgen weiter dem Radweg, der hier auf der Wittgensteinerstraße verläuft. Fatalerweise bleiben wir auf dieser Straße und verpassen den Abzweig nach rechts in den Merzbecherweg. Vermutlich fehlte auch hier wieder ein Hinweisschild. Viel zu spät, um noch umzukehren, erkennen wir später, dass wir uns auf einem Riesenumweg befinden.

Start auf den Riesenumweg zur Lahnquelle

Die Straße führt ohne erkennbares Ende immer höher hinauf. Wir wissen ja, dass die Lahnquelle 624 m hoch liegt und wundern uns deshalb nicht. Wir schalten den Motor auf Turbo und arbeiten uns Meter für Meter in die Höhe. Irgendwann erscheint rechts auf einer Wiese ein Hochstand. Wir vermuten, dass man von dort aus einen wunderbaren Weitblick hat, und scheren auf das Wiesenstück aus. Wir nutzen die Gelegenheit, einmal einen Kontrollblick in die Komoot-App zu werfen. Schockiert stellen wir fest, dass wir völlig falsch unterwegs sind. Bis zur Lahnquelle wäre es von Nenkersdorf aus gar nicht mehr weit gewesen. Jetzt haben wir uns eher wieder entfernt. Trotzdem lohnt es sich nicht umzukehren, wie wir auf der Karte erkennen. Momentan genießen wir den weiten Blick über das Rothaargebirge. Den Hochstand müssen wir gar nicht besteigen. Schließlich steigen wir wieder auf die E-Bikes und radeln weiter in die Höhe. Der höchste Punkt unseres Umweges liegt fast so hoch wie der Aukopf mit seinen 645 m. Danach rollen wir nur noch hinab bis zum Forsthaus Lahnquelle, wo wir für heute Nacht Zimmer gebucht haben. Insgesamt sind wir jetzt 32 km gefahren statt der ausgewiesenen 20,4 km.

Quelltopf der Lahn

Der Quelltopf der Lahn befindet sich unmittelbar neben dem sonnenbeschienenen Gartenrestaurant des Forsthauses, das jetzt am Samstagnachmittag sehr gut besucht ist. Trotzdem finden wir noch ein sonniges Plätzchen für uns und feiern mit einem kühlen Getränk den Abschluss unserer ersten Etappe.

Forsthaus Lahnquelle

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