Samstag, der 25.06.2022
Die heutige Strecke ist nur 33 km lang. Wir lassen es gemütlich angehen und frühstücken erst gegen 9 Uhr. Die beiden anderen Paare, die ebenfalls in der Altstadtpension übernachtet haben, sind bereits fertig mit Frühstücken. Sie hatten sich nach draußen in das kleine Gärtchen gesetzt, in dem auch unsere Räder stehen. Wir bevorzugen den langen Tisch in dem besonderen Dielenraum mit dem großen Eingangstor.
Wir starten erst um 10:45 Uhr auf unsere heutige kurze Tour, bei der wir an zwei größeren Städten vorbeikommen, nämlich an Bad Oeynhausen und an Minden. Wir haben Zeit genug, in beide Städte hineinzufahren und uns ihre Sehenswürdigkeiten anzuschauen.
Bad Oeynhausen, wo wir gestern eigentlich übernachten wollten, interessiert uns besonders. Dort wartet der von Lenné entworfene Kurpark mit mehreren sehenswerten historischen Gebäuden auf uns. Eine Stunde lang radeln wir unter nur leicht bewölktem Himmel entlang der Weser wieder durch Felder mit leuchtendem Blütensaum und kleine Wälder.

Der Abstecher vom Weserradweg nach Bad Oeynhausen hinein wird mit etwa 2,6 km ausgewiesen. Hin und zurück ca. 5 km. Das wird uns eine halbe Stunde Zeit kosten. Wir bleiben bei unserem Vorhaben, die Innenstadt zu besuchen. Leider verlieren wir schon nach wenigen Minuten die Hinweispfeile auf die Radstrecke ins Zentrum. Der Navi führt uns im Nu auf scheußlichste Autostraßen, deren Lärm wir überhaupt nicht mehr gewöhnt sind. Zum Glück kommt irgendwann nochmal ein Schild mit Radsymbol, dessen Pfeil uns von der Bundesstraße weg und direkt auf einen idyllischen Radweg entlang der Werre bringt. Wir können uns vorstellen, dass wir von Anfang an auf dieser Strecke hätten fahren sollen. Es dauert nicht mehr lange, bis wir nach links durch einen Tunnel direkt in die Fußgängerzone von Bad Oeynhausen gelangen. Zu unserer Überraschung ist die Innenstadt nicht sehr belebt. Wir durchfahren einmal den Kurpark mit seinen imposanten Gebäuden und gehen dann ein Eis essen in einem Straßencafé in der Fußgängerzone. Alles hier wirkt ein wenig ältlich, gediegen, unaufregend. Wir fotografieren noch den Schweinebrunnen, ein Denkmal für die Schweine, deren salzverkrustete Borsten ursprünglich auf das Salzvorkommen hier im Ort aufmerksam gemacht hatten, und kehren diesmal ganz der Werre folgend auf den Weserradweg zurück.

Wir tauchen nun ins Norddeutsche Tiefland ein, dessen Beginn durch die Porta Westfalica markiert wird, die Westfälische Pforte, nach der die gleichnamige Stadt benannt ist, die einzige deutsche Stadt mit lateinischem Namen. Links der Weser erhebt sich das Wiehengebirge, rechts das Wesergebirge. Imposant ragt das Kaiser-Wilhelm-Denkmal über den Wittekindsberg links der Weser hinaus. In diesem Moment erreicht uns die WhatsApp-Nachricht einer Chorfreundin, die vor zwei Jahren unter Coronabedingungen dieselbe Radtour gemacht hat wie wir. Sie sendet uns ein Bild von sich, das sie genau hier mit dem Denkmal im Hintergrund zeigt. Ich lade jeden Morgen in meinem WhatsApp-Status für eine Auswahl meiner Kontakte betitelte Bilder der gestrigen Etappe hoch. Dadurch sind einige Leute auf unsere Tour aufmerksam geworden und schreiben uns gelegentlich.

Gleitschirm- und Drachenflieger schweben in großer Zahl vor dem dunklen Hintergrund des Wiehengebirges. Der Radweg führt direkt am Startplatz der Drachen vorbei. Wir schauen uns die beeindruckenden Fluggeräte etwas näher an.

Die Stadt Porta Westfalica, die auf der anderen Weserseite liegt, besuchen wir nicht. Wir radeln weiter entlang der Weser bis nach Minden. Der Radweg führt geradewegs am Zentrum vorbei. Es ist 14 Uhr. Wir hoffen, dass die Touristeninformation noch geöffnet hat und wir dort Material über die Stadt bekommen können. Leider hat sie gerade geschlossen, als wir vorfahren. Zum Glück liegen draußen Stadtpläne mit markierten Sehenswürdigkeiten aus. Wir nehmen uns einen und fahren zunächst mitten in die Innenstadt hinein, um uns einen schönen schattigen Picknickplatz zu suchen. Die Innenstadt ist sehr belebt. die Bänke sind alle besetzt. Wir fragen einen Herrn mit Rollstuhl, ob wir uns zu ihm setzen dürfen. Er sitzt allerdings mitten auf seiner Bank. Das erklärt er uns mit dem Umstand, dass links und rechts die Plätze von Vorgeldreck ziemlich verunreinigt sind. Wir reinigen mit Taschentüchern einen der Plätze für ihn und er rückt bereitwillig zur Seite für uns. Kurze Zeit später erscheint seine Frau von ihren Einkäufen und der Herr steigt um in seinen Rollstuhl, um sich mit ihr zusammen zu entfernen. Er verabschiedet sich sehr freundlich von uns.

Nach der kleinen Pause unter Linden versuchen wir, ein paar der Sehenswürdigkeiten von Minden aufzusuchen. Irgendwie gelingt es uns nicht. Was im Stadtplan flach und gut zugänglich aussieht, erweist sich plötzlich als Treppe oder steil abfallende Kurve. Jedenfalls landen wir schließlich bei dem Versuch, uns der St. Marienkirche, die wir doch sehr deutlich sehen können, etwas mehr zu nähern auf einer stark befahrenen Umgehungsstraße, auf der wir die Stadt dann einfach verlassen. Als wir bei einer roten Ampel anhalten müssen, knipse ich von ihr noch schnell einen Schnappschuss.

Kurz nachdem wir den Weserradweg wieder erreicht haben, überqueren wir auf einer Brücke zuerst einen schmalen Pumpwerkkanal und kurz darauf den breiten Mittellandkanal, der unweit von hier mit der Weser das Wasserstraßenkreuz Minden bildet, wo kunstvoll in langen Trogbrücken der Kanal über die Weser geführt wird. Der Kanalspiegel liegt 13 m über dem Weserspiegel.

Wir fahren jetzt ganz nah an der Weser entlang bis plötzlich der Weg gesperrt ist. Die Umleitung erfolgt über eine Autostraße und führt nach wenigen Kilometern wieder auf den Uferweg. Kurz darauf ruft uns jemand lauthals „Hallo“ zu. „Oh, da sind ja unsere Freundinnen“, rufe ich zurück. Die beiden Mädels aus Süddeutschland, mit denen wir schon zweimal dieselbe Pension bewohnt haben, sitzen im Gras und sonnen sich. Wir halten sofort an und begeben uns zu ihnen. Auch sie haben überraschenderweise die letzte Nacht in Vlotho verbracht, allerdings nicht in unserer Altstadtpension. Die beiden schwärmen von dem Bad in der Weser, das sie gerade genommen hätten. Man könne wunderbar darin schwimmen. Die Strömung sei nicht stark und das Wasser nicht sehr kalt. Es sei auch nicht schmutzig wie so viele behaupten würden. Christine riecht kurz an sich und meint, sie rieche gut. Ich bin sofort begeistert. Ich hatte heute gar nicht mehr auf eine Schwimmeinlage zu hoffen gewagt. Johannes zeigt natürlich kein Interesse an einem Bad im Fluss und versucht, mich zu überreden, auch zu verzichten. Ich aber ziehe mich schnell um und gleite hinein in die Fluten. Ganz entspannt ist das Schwimmen nicht. Ich stoße immer wieder an Felsvorsprünge. Ich hätte meine Schwimmbrille mit auf die Reise nehmen sollen. Trotzdem tut mir die Abkühlung gut.

Bevor wir uns von unseren Freundinnen verabschieden, tauschen wir endlich einmal unsere Vornamen aus. Die beiden heißen Angelika und Christine. Sie wissen noch nicht, wie weit sie heute fahren werden. Wir sind aber alle vier davon überzeugt, dass wir uns nochmal begegnen werden.
Wir haben für heute Nacht ein Zimmer im Gasthof Bad Hopfenberg gebucht, der eineinhalb Kilometer nördlich von Petershagen liegt. Wir haben keine große Lust mehr auf eine Stadtbesichtigung und durchfahren Petershagen, das ohnehin wie ausgestorben und langweilig auf uns wirkt. Ich halte nur einmal an, um Herrn Meier zu fotografieren, eine der vielen Skulpturen von Christine Lechner, die in Petershagen aufgestellt sind.

Die Unterkunft im Gasthof Bad Hopfenberg ist großartig. Wir bewohnen zwei große Räume mit zahlreichen Fenstern in alle Richtungen. In dem einladenden Biergaren mit roten Sonnenschirmen lassen wir uns am Abend ein herrliches Spargelessen servieren.

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Mit großem Interesse lese ich von eurem Besuch meiner Geburtsstadt Minden, die euch so unzugänglich erschienen ist, und fühle mich erinnert an meine Schulwege, die immer vom Marktplatz die Treppe hinauf durch die Altstadt führten. Und ja natürlich die Porta Westfalica und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, welches meine Kindheit und Jugend begleitete. Nur fehlte mir die berühmte Schleuse, wo der Mittellandkanal über die Weser geführt wird, und wundere mich, dass euch der Weserradweg dort nicht hingeführt hat…
Tatsächlich! Wir haben natürlich den Mittellandkanal überquert auf dem Weserradweg. Das ist ja gar nicht vermeidbar. Ich hatte mir darüber keine Aufzeichnungen gemacht. Aber jetzt habe ich nochmal in das Tourenbuch von bikeline geschaut und sehe, dass wir gleich nach Verlassen der Stadt Minden den Mittellandkanal unweit dem großen Wasserstraßenkreuz überquert haben. Ich werde das in meinem Bericht ergänzen. Vielen Dank für den Hinweis!