Von Lohr bis Wertheim (Etappe 5 des Mainradweges)

Das Frühstück im Hotel Spessarttor ist sehr gut. Man bringt mir auf meinen Wunsch sogar eine Portion Quark, den ich morgens so gerne mit Chillipulver bestreut auf meinem Brötchen esse. Mein Spezialchillipulver aus dem Chinamarkt nehme ich auf Reisen immer von zu Hause mit. Gegen 10:00 Uhr starten wir in Richtung Wertheim. Wir nehmen zum ersten Mal nicht die rote Hautroute, sondern die grüne Nebenroute, die auf unserer Mainseite verläuft. So müssen wir nicht noch einmal durch die Altstadt von Lohr fahren und sparen etwa 4 km. Die heutige Strecke ist ohnehin schon ziemlich lang. Zusätzlich wollen wir einen Abstecher zu einem Zementwerk machen, dessen ORC-Anlage (Anlage, bei der aus Abwärme Strom erzeugt wird) Johannes vor Jahren als Vorbild gedient hatte für sein Geothermieprojekt in Bruchsal.

Burg Rothenfels über der Stadt Rothenfels am Main

Der alternative Fahrradweg führt nicht direkt am Main entlang, sondern ist durch eine Straße von ihm getrennt. Das bietet ganz neue Einblicke. So fahren wir z.B. mitten durch den Ort Rodenbach hindurch. Im nächsten Ort schon, in Neustadt am Main, wechseln wir über eine Fußgänger- und Fahrradbrücke hinüber auf die andere Mainseite und befahren wieder die Hauptroute. Immer wieder muss ich anhalten, weil wunderbare Fotomotive mich reizen, so die Burg Rothenfels auf der anderen Mainseite. Auch Hafenlohr veranlasst mich zu diversen Stopps.

Blick von der anderen Mainseite auf Hafenlohr

In Marktheidenfeld fahren wir in die Altstadt hinein, um uns in einer Bäckerei etwas Proviant zu verschaffen. Wir durchqueren die malerische, belebte Fußgängerzone mit ihren vielen Straßencafés, ohne eine Bäckerei zu finden. Eine sehr nette Bayerin zeigt uns schließlich den Weg. Ich wähle heute einmal kein Käsebrötchen, sondern lasse mich verführen von einem saftig aussehenden Stück Zwetschgenstreusel. Johannes lässt sich ein Stück Apfelkuchen einpacken. Wir fahren zurück auf den Mainradweg.

Fußgängerzone von Marktheidenfeld am Main

In einer halben Stunde werden wir Lengfurt erreichen, wo wir dem Zementwerk HeidelbergCEMENT einen Besuch abstatten wollen. Das Werk liegt direkt am Main. Als wir dort ankommen, können wir mit einem gerade einfahrenden LKW durch die offen stehende Schiebetür in das Werksgelände hineinfahren. Johannes begibt sich in die Pförtnerloge, um sich nach einer Besichtigungsmöglichkeit für die ORC-Anlage zu erkundigen. Er trifft dort allerdings niemanden an. Lediglich ein Bildschirm heißt ihn willkommen. Inzwischen ist auch der LKW-Fahrer in die Loge eingetreten. Er spricht kein Deutsch, weist uns aber süffisant darauf hin, dass das große Werkstor gerade zufährt. Wir sind also im Werksgelände eingeschlossen. Der LKW-Fahrer steigt wieder in seinen Wagen und fährt weiter ins Werksgelände hinein. Inzwischen hat Johannes ein an der Wand hängendes Telefon entdeckt und ein Hinweisschild mit der Telefonnummer des Leitstandes. Er wählt die Nummer und erfährt, dass man uns schon geraume Zeit über eine Kamera beobachte. Johannes trägt sein Anliegen vor und erfährt, dass die Anlage leider heute nicht besichtigt werden kann. Der Mitarbeiter berichtet ihm aber umfassend über alle Einzelheiten, die Johannes an der Anlage interessieren. Die vor über 20 Jahren errichtete Anlage zur Stromerzeugung aus Abwärme funktioniert offensichtlich immer noch einwandfrei.

Besuch im Zentmentwerk von Lengfurt

Das Werkstor wird für uns wieder aufgefahren, Johannes winkt noch einmal in Richtung der Kamera und wir setzen unsere Fahrt am Main entlang fort. Dort schauen wir nach einer schönen Stelle am Ufer aus für unser Picknick. Es gibt entlang des Mains überall diese bequemen Liegebänke aus Holz. Wir wählen eine solche Zweierbank mit Blick auf den Main und lassen uns unser Kuchenstück munden.

Wir beobachten ein Schlauchboot mit drei Personen, das am gegenüberliegenden Ufer startet und direkt vor uns am Ufer landet. Wir kommen ein wenig ins Gespräch miteinander. Ich interessiere mich dafür, ob das Schwimmen im Main gefährlich sei. Nein, es sei überhaupt nicht gefährlich. Es gebe auch ein Stückchen weiter flussabwärts eine schöne Badebucht mit Sandstrand. Hinter Bettingen, kurz vor dem Klärwerk, müsse man nach rechts vom Radweg auf einen Feldweg abbiegen. Die Luft ist herrlich warm heute und ich hätte nicht übel Lust, ein wenig im Main zu schwimmen. Den Badeanzug habe ich immer griffbereit außen in einer der Gepäckträgertaschen liegen.

Badebucht bei Bettingen

Wir finden tatsächlich die kleine Bucht, die ein wenig abseits vom Main-Radweg liegt. Das Wasser ist angenehm mild und weich. Ein Schwan gleitet mit mir durch die glatte Fläche. Da erscheint flussaufwärts in der Ferne das Riesenruderboot mit 10 rudernden Damen und zwei Steuerfrauen, das wir schon bei unserem Picknick beobachtet hatten. In großer Fröhlichkeit und laut lachend fahren die Damen an uns vorbei.

Wir haben unsere Mahlzeit beendet und brechen zur Weiterfahrt auf. Es folgt jetzt eine langgezogene enge Rechtsschleife des Main. Wir schauen gegenüber auf eine hoch aufragende bewaldete Wand. Schon bald haben wir den immer noch mit seinem Quietschen und Lachen weithin hörbaren Damenzehner wieder eingeholt. Am Wegesrand hat sich eine kleine Menschentraube gebildet, die sich das Spektakel auf dem Main anschaut. Bis Wertheim begleiten uns die fröhlichen Töne der Ruderinnen noch.

In Wertheim gelangen wir vom Mainradweg aus unmittelbar in die Fußgängerzone der Altstadt hinein. Wieder einmal fühlen wir uns überwältigt von der Pracht der wunderschönen Fachwerkhäuser. Die Maingasse, in der sich unser Hotel befindet, gehört zum Kern der Innenstadt. Gestern Abend schon haben wir ein Zimmer im Hotel am Malerwinkel, Maingasse 1 – 5 gebucht. Nur finden wir jetzt diese Hausnummer nicht und es fällt uns auch kein Hotel auf. Eine Dame, die in ihrer Eingangstür steht und unser Gespräch mit angehört hat, weist gleich gegenüber auf ein Haus, in dem sich unten ein seltsamer Buchladen mit verhängten Fenstern befindet. Das sei das Hotel am Malerwinkel. Jetzt erkennen wir ein kleines buntes m, das Logo des Hotels. Eine unscheinbare schmale Tür neben den großen Anti-Schaufenstern der Buchhandlung führt in ein Treppenhaus. Erst in der ersten Etage stößt man auf die Hotelrezeption. Das alles wirkt nicht vielversprechend auf uns. Wir werden gleich sehen, wie sehr wir uns da täuschen. Die Hotelchefin überreicht mir den Zimmerschlüssel und einen Schlüssel für die Fahrradgarage. Wir bringen zuerst die Räder weg und steigen dann die drei Treppen zu unserem Zimmer hinauf. Wir sind entzückt von dem modern eingerichteten Raum mit schräg stehendem Bett vor einer großen Spiegelwand und dem großen Balkon mit Holzboden.

Hotel im Malerwinkel, Wertheim

Ich trete natürlich gleich hinaus auf den Balkon und genieße die Räuberhaushinterhofatmosphäre mit historischen Turmspitzen, die über die umgebenden Dächer hinausragen. Und man sieht von hier aus wieder die seltsamen Wohnhochhäuser ganz hoch oben auf dem Berg auf der anderen Mainseite, die uns schon auf dem Radweg aufgefallen waren.

Rätselhafte Hochhäuser hoch über Wertheim

Den Abend verbringen wir auf Anraten unserer Wirtin im Altstadtbiergarten des Restaurants „Zum goldenen Adler“. Zwar gefiel uns das von jungen Leuten betriebene italienische Restaurant „La Lanterna“ noch besser von seinem Ambiente und seiner Speisekarte her aber dort sind alle Plätze hoffnungslos besetzt.

Hinterhofblick auf Wertheim bei Nacht

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