Essen Baldeneysee

Erste Etappe von Essen bis Hattingen am 17.05.2025

Wir fahren die Ruhr aufwärts im Gegensatz zu den meisten Radwanderern, die die Ruhr entlang fahren. Aber was macht das schon, wenn man mit dem E-Bike unterwegs ist? Etwas anderes wäre es, wenn wir mit einem Bötchen die Ruhr entlang reisten. Der Höhenunterschied zwischen dem Baldeneysee, bei dem wir starten werden, und der Quelle der Ruhr beträgt nur etwa 600 m. Auf die Länge unseres Radweges bezogen, die etwa 220 km beträgt, entspricht dies einer Steigung von 0,27%, was bedeutet, dass bei einer horizontalen Strecke von 100 m die Höhe um 27 cm zunimmt. Das ist ein kaum merkliches Gefälle. Selbst mit Fahrrädern ohne Motor macht es kaum einen Unterschied, ob man die Strecke aufwärts oder abwärts fährt.

Das haben wir drei Radwanderer, Johannes, Röbi und ich, uns ausgerechnet nachdem wir immer wieder bewundernden Freunden erklären mussten, dass es keine große Leistung ist, den Fluss hinauf zu fahren. Röbi wohnt in Essen unweit des Baldeneysees. So bietet es sich an, bei ihm zu starten und dann flussaufwärts bis zur Quelle der Ruhr in Winterberg zu fahren. Johannes und ich reisen von Köln mit dem Auto an und stellen es dort auf einem öffentlichen Parkplatz für die Zeit unseres Urlaubes ab. Innerhalb weniger Minuten sind die E-Bikes abgeladen und die Packtaschen angehängt. Röbi hat wie schon letztes Jahr bei unserer Lahnradtour (siehe Reisebericht „Lahnradtour“) sehr viel schmaler gepackte Taschen. Ich ahne schon, dass ihm wieder Handschuhe und Mütze fehlen werden. Er hat allerdings diesmal einen Schal eingepackt, woran wir nicht gedacht haben. Wer weiß, ob wir so etwas überhaupt brauchen in diesem Jahr. Die Lahn haben wir im April bereist und hatten sehr kaltes Wetter. Aufgrund dessen haben wir die diesjährige Tour in die zweite Maihälfte platziert. Für heute sieht das Wetter schon sehr gut aus.

Start des Ruhrtalradweges am Haus meines Bruders Röbi in Essen

Der Ruhrtalradweg führt am Südufer des Baldeneysees entlang. Wir kommen von Norden. Röbi navigiert uns zum Stauwehr des Sees, der nächstliegenden Stelle, an der wir auf die andere Seeseite gelangen können. Allerdings müssen wir die Räder auf der Radspur einer hohen, steilen Treppe zuerst hochschieben und auf der anderen Seite wieder hinunterführen. Das ist nicht so einfach, wie Röbi sich das vorgestellt hat. Unsere E-Bikes besitzen zwar einen Schiebemodus, der eine Motorunterstützung beim Schieben bietet, nur ist dessen Handhabung kompliziert. Netterweise hilft mir ein Fußgänger, indem er von hinten mitschiebt. Meine dicke Packtasche schleift an der Hauswand entlang und erschwert immens den Erfolg der Schiebeaktion. Röbi mit seinen schmalen Taschen hat es ohne fremde Hilfe geschafft, nach oben zu kommen. Er hilft nun Johannes beim Aufstieg.

Auf dem Stauwehr des Baldeneysees

Oben auf der Staumauer angekommen genießen wir einen ersten Ausblick auf den großen Stausee der Ruhr. Wir schieben die Räder vorbei an interessanten Info-Tafeln, die die Funktionsweise des Laufwasserkraftwerks beschreiben, lassen diese jedoch bald links liegen und begeben uns auf die andere Seeseite, wo wiederum eine anstrengende Herausforderung auf uns wartet. Das Hinabführen der Räder auf der schmalen Radspur neben der Treppe ist noch schwieriger als das Heraufschieben von vorher. Es genügt nicht, einfach zu bremsen. Von hinten muss jemand das Fahrrad festhalten.

Endlich sind alle drei Räder unten angekommen und unsere eigentliche Ruhrtalradwanderung kann beginnen. Auf der breiten asphaltierten Seepromenade tummeln sich viele Wochenendausflügler. Auf dem See wimmelt es von Selgelbooten. Laut schallen die megafonverstärkten Anweisungen einer Segelschullehrerin an unser Ohr. Die Übungsfahrt der Segelschule begleitet uns durch den ganzen Stauseebogen. Hoch oben über dem See schwebt ein Zeppelin. Bevor uns eine stählerne Eisenbahnbrücke wieder auf die andere Seeseite hinüberbringt, suchen wir uns eine sonnige Parkbank für unser Mittagspicknick aus. Proviant haben wir uns von zu Hause mitgebracht.

Eisenbahnbrücke über den Baldeneysee am Rande von Essen-Kupferdreh

Bald lassen wir das Wochenendgetriebe der Großstadt hinter uns. Nur eine in der Ferne auftauchende Zeche und der Kirchturm von Steele erinnern noch daran, dass wir Essen noch nicht verlassen haben. Von Zeit zu Zeit lässt sich auch der Zeppelin nochmal am blauen Himmel mit weißen Wölkchen blicken. Die Radstrecke führt durch eine Wiesenlandschaft nah an der breit dahinfließenden Ruhr entlang. Gänsefamilien mit winzigen Küken bevölkern die Grünflächen und bewegen sich hemmungslos auch auf dem asphaltierten Fahrradweg. Auf der Ruhr begegnen uns immer wieder Paddelboote, Ruderboote, auch einmal die bunten Schlauchboote einer DLRG-Kindergruppe. Besonders bemerkenswert sind seltsame floßartige Wasserfahrzeuge mit Partygesellschaft, bei der einige Personen an einer gedeckten Tafel genüsslich speisen, während andere am Rande sitzen und paddeln.

Partygrillboot auf der Ruhr bei Hattingen

Am Wegesrand fallen uns seltsame bizarre Riesenstauden mit großen gezackten Blättern auf. Sie gefallen mir sehr bis ich erfahre, dass es sich um den giftigen „Riesenbärenklau“ handelt, der schwerwiegende Verbrennungen verursacht, wenn man ihn berührt. Ursprünglich wegen seines imposanten Aussehens in Deutschland bewusst eingeführt verbreitet er sich jetzt auf unerwünschte Weise rasend entlang von Gewässern.

Unser heutiges Etappenziel ist Hattingen. Wir haben dort in einer Privatunterkunft Zimmer für uns reserviert. Hattingen gefällt uns überaus gut mit seiner idyllischen Fachwerkkulisse, seinen verwinkelten Gassen und seinen zahlreichen Cafés und Restaurants mit Außengastronomie. Nach einem erholsamen Mittagsschläfchen in unserer Unterkunft, deren einziger Fehler ist, dass sie kein Frühstück anbietet, machen wir uns auf die Suche nach einem Frühstückslokal für morgen früh. Die Menschen hier sind nicht besonders auskunftsfreudig. Wir erhalten nur sporadische Hinweise auf Cafés, die Frühstück anbieten, um dann vor Ort festzustellen, dass sie erst um 10 Uhr öffnen oder schon ausgebucht sind für morgen. Endlich gibt uns jemand einen brauchbaren Hinweis: Die Bäckerei Löscher öffnet schon früh und verfügt über eine Reihe von einladenden Tischen wie wir durchs Schaufenster feststellen können.

Malerischer Marktplatz von Hattingen

Auf dem Marktplatz an der alten Kirche St. Georg lassen wir uns verzaubern von dem Charm der liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser ringsherum und der Vielzahl ansprechender gut besuchter Restaurantgärten. Ein geschäftstüchtiger Angestellter der Pizzeria Nuovo fotografiert uns vor seinem Lokal und wirbt für einen Besuch in seinem Restaurant. Tatsächlich kehren wir nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die zauberhafte Altstadt dort ein und genießen das Draußensitzen unter alten Bäumen bei milder Temperatur und feinem Essen.

Ein Gedanke zu „Erste Etappe von Essen bis Hattingen am 17.05.2025

  1. Ja, Alice hat es so gut beschrieben, wie man es besser nicht tun kann. Die erste Etappe war ein sehr guter Auftakt unserer Radwanderung, und es sollte von Tag zu Tag immer besser werden. Bis zum Donnerstag, dann …
    Röbi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.