Von Marburg bis Wetzlar

Von Marburg bis Wetzlar (Etappe 3)

Wir treffen uns wieder um 8 Uhr zum Frühstück und brechen gegen 10 Uhr auf die 3. Etappe auf. Mit Freude stellen wir fest, dass der Himmel nur leicht bewölkt ist. Es ist allerdings deutlich kälter geworden. Zum Glück haben Johannes und ich Mützen, Stirnbänder, Handschuhe und Schals mitgenommen. Rolf hatte fest mit milderen Temperaturen im April gerechnet und nichts dergleichen eingepackt. Insgesamt ist sein Gepäck deutlich reduzierter als das von uns, womit er sich gerne brüstet. Aber heute vermeldet er, dass er gegebenenfalls auf ein Stirnband von uns zurückgreifen wird. In wenigen Minuten erreichen wir wieder die Lahn. Der Radweg führt durch einen Park unmittelbar neben der Lahn entlang. Eine seltsam anmutende Gruppe von Frauen mit Kinderwagen kommt uns entgegen. Sie schleudern abwechselnd ein Bein in die Höhe, gehen in die Hocke, laufen wieder ein paar Schritte bevor sie das andere Bein heben, wieder in die Hocke gehen u.s.w.. Sie gestatten mir, sie zu fotografieren.

Marburger Mütter in Bewegung

Das Lahntal hat sich landschaftlich verändert gegenüber unserer gestrigen Etappe. Die umgebenden Hänge sind flacher, das Tal weiter und der Weg häufig von weiß blühenden Obstbäumen gesäumt. Wir radeln vorbei an riesigen gelb leuchtenden Rapsfeldern und an einer Reihe von Badeseen. Wenn wir uns umschauen, erblicken wir von Ferne noch einmal das Marburger Schloss.

Auf dem Lahnradweg zwischen Marburg und Wetzlar

Nach einer Stunde etwa gelangen wir in ein ausgedehntes Sumpfgebiet. Irgendetwas wird hier abgebaut. Riesige Sand- oder Erdberge werden von Fließbändern aufgeschüttet. Die lassen wir hinter uns und lauschen den lauten Froschkonzerten, die von allen Seiten aus dem sumpfigen Gelände an unser Ohr dringen. „Heut ist ein Fest bei den Fröschen am See. Ball und Konzert und ein großes Diner.“

Gegen Mittag suchen wir uns wieder eine sonnige Picknickbank mit Ausblick. Wir finden sie auf der Obstallee bei Wettenberg-Wißmar (siehe Beitragsbild dieser Etappe).Trotz intensiver Sonnenbestrahlung ist es leider kalt. Es weht ein scharfer Wind. Wir brechen bald wieder auf und radeln nun wieder ganz nah an der Lahn entlang.

Fischreiher an der Lahn bei Gießen

Nach zweieinhalb Stunden kommen wir an Gießen vorbei. Mir ist die Universitätsstadt durch ihr berühmtes Mathematikum ein Begriff, ein Mathematikmuseum zum Anfassen und Mitmachen. Eine seiner Wanderausstellungen zum hautnahen Erleben und Verstehen von Mathematik ist auch einmal an meiner Schule in Bensberg zu Gast gewesen. Wir folgen weiter dem Radweg, der nicht in die Stadt hineingeht, sondern an ihr vorbeiführt. Unser heutiges Ziel ist ja Wetzlar, eine Fachwerkstadt, die ein noch größeres Kleinod an der Lahn sein soll.

Lahnbrücke bei Gießen

Nach 64 km erreichen wir Wetzlar. Für heute haben wir keine Übernachtung vorgebucht. Diesmal möchten wir uns von der Touristeninformation eine Bleibe empfehlen lassen. Wir haben oft erlebt, dass Touristeninformationen über Geheimtipps verfügen, Informationen über private Unterkünfte, die im Internet nicht so einfach zu finden sind. Wie wir bei unseren weiteren Stationen an der Lahn allerdings feststellen werden, sind hier die Touristeninformationen nicht so mitteilungsfreudig oder auch einfach nicht so gut informiert. In Wetzlar aber werden wir sehr freundlich empfangen und beraten. Das Touristenbüro befindet sich am Domplatz direkt gegenüber dem Dom. Gleich in der Nähe gibt es ein Hotel, das freie Zimmer für uns anbieten kann, das Hotel Wöllbacher Tor, Goethestraße 14. In wenigen Minuten sind wir dort. Eine sehr freundliche Dame empfängt uns und zeigt uns, wo wir die Räder abstellen können. Es handelt sich um einen Saal für größere Feiern mit einem direkten Ausgang nach draußen. Neben zwei langen mit Stühlen besetzten Tafeln ist noch viel Platz für unsere Fahrräder. Steckdosen stehen auch zur Verfügung, so dass wir schon zum dritten Mal nicht die Akkus ausbauen müssen.

Marburger Dom

Nach einer kurzen Erholungspause erkunden wir das historische Stadtzentrum von Wetzlar mit seinen schön restaurierten Fachwerkhäusern und seinem imposanten Dom, der leider geschlossen ist. Gegenüber vom Dom auf der anderen Seite des Domplatzes ist ein riesiges Areal aufgerissen und eingezäunt, was den Zauber dieses Ortes natürlich einigermaßen trübt. Wir lassen uns durch die kleinen Gässchen mit ihren wunderhübschen Fachwerkhäusern treiben und fühlen uns erinnert an Meersburg am Bodensee. Genau wie dort tuen sich immer wieder neue malerische Plätze mit einladenden Gartenrestaurants auf. Am Ende unseres Rundgangs stoßen wir wieder auf den Domplatz und ein attraktives Restaurant, in dem wir den Abend verbringen werden. Es ist die Ratsschänke, Fischmarkt 2 in Wetzlar.

Spaziergang im zauberhaften Wetzlar

Kaum sitzen wir in dem urgemütlichen Gastraum des Restaurants und stoßen mit unseren üblichen Getränken, einem Pils, einem Weizen und einem Weißwein auf die gelungene dritte Etappe an, fängt es draußen entsetzlich an zu stürmen und zu regnen. Rolf meint, dass uns morgen ein fürchterlicher Tag bevorstünde. Wir werden sehen.

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