Von Emsdetten bis Lingen (Etappe 2)

Heute nehmen wir uns eine Strecke von 41 km bis Emsbüren vor. Wir lassen uns gegen 10:00 Uhr vom Sohn der Hotelchefin des Hotels Kloppenborg die Fahrradgarage aufschließen und holen die Räder heraus. Dem Junior fällt gleich auf, dass unsere Reifen wenig Luft haben und er holt eine große Standluftpumpe aus der Garage. Im Nu hat er alle vier Reifen aufgepumpt und wünscht uns eine gute Fahrt. Wir bedanken uns herzlich, beladen die Räder und starten auf die 2. Etappe. Beim Verlassen der Stadt ist es immer eine kleine Herausforderung, den Fernradweg wieder zu finden. Wenn man ihn erst einmal gefunden hat, ist es nicht so leicht, ihn wieder zu verlieren. Jede kleine Abzweigung ist durch Hinweisschilder mit rotem Pfeil und Fahrradsymbol gekennzeichnet. Zusätzlich habe ich vorne auf meiner Lenkradtasche den Fahrradführer von KOMPASS klemmen. Johannes orientiert sich am Radtourenbuch von bikeline. Wenn einmal alle diese Orientierungshilfen versagen, schalten wir unser Handy ein und schauen uns an, wo genau wir gerade sind. Solange allerdings die Sonne so deutlich am Himmel erkennbar ist, brauchen wir uns eigentlich nur nach Norden zu orientieren.

Emsradweg bei Emdetten

Wir tauchen wieder in die malerische Emsauenlandschaft ein und überqueren bald die Ems, die hier schon deutlich breiter ist als zu Beginn unserer Tour. Nun geht es auf der rechten Seite weiter durch kleine Wäldchen und Wiesen. Am Wegesrand tauchen Hinweise auf eine handbetriebene Fähre über die Ems auf, deren Fährrechte schon seit Jahrhunderten in Händen einer bestimmten Familie lägen. Leider stellt die Fähre ihren Betrieb ab 1. Oktober ein und legt erst im Mai wieder los. Auch die Gaststätte, die dazu gehört, hat momentan geschlossen.

Bockholter Fähre am Emsradweg

Die Route folgt wieder in einem mal größeren, mal kleineren Abstand den Windungen der Ems und schlängelt sich durch Wiesen und Wälder, um schließlich kurz vor Rheine auf eine Eisenbahnbrücke über die Ems zu führen. Wir durchqueren Rheine auf einem Uferweg entlang der Ems. Kurz vor Salzbergen finden wir für unser Mittagspicknick einen schönen Rastplatz vor einem kleinen Museumshäuschen, in das man durch eine Scheibe hineinschauen kann, um etwas über das Ölraffinieren zu erfahren.

Raststätte mit Museumshäuschen bei Salzbergen

Das Wetter ist zu unserer Freude immer noch sehr sonnig und wir sind schon bald in Emsbüren, unserem heutigen Ziel. Wir überlegen, ob wir nicht noch ein wenig weiterfahren sollen und das gute Wetter ausnutzen. Denn für morgen ist eine 90%-ige Regenwahrscheinlichkeit angesagt. Dann können wir ja morgen eine kürzere Strecke fahren. Allerdings liegt der nächste Ort mit Übernachtungsmöglichkeiten, die Stadt Lingen, 20 km hinter Emsbüren. Als wir Emsbüren im großen Abstand passieren, ist es erst 14:00 Uhr und wir entscheiden spontan, die 20 km nach Lingen noch zu fahren. Kaum aber setzen wir die Tour fort, braut sich ganz hinten am westlichen Himmel eine schwarze Wand auf. Sie wird uns hoffentlich nicht so bald erreichen.

Gehöft bei Gleesen (Emsbüren)

Lingen ist sehr lange schon von Weitem erkennbar an dem gigantischen Kühlturm seines Kernkraftwerkes, aus dem dichter weißer Wasserdampf emporquillt. Der Emsradweg führt ganz dicht daran vorbei. Von hier gehen jede Menge imposanter 380 kV-Hochspannungsleitungen aus, die vor allem Johannes Aufmerksamkeit auf sich lenken. Nicht lange danach erreichen wir die Gleesener Schleuse, die gerade aufwändig umgebaut wird, um auch übergroßen Güterschiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Überall wimmelt es von Kränen und Baufahrzeugen. Nach der Überquerung der Schleuse und nochmaligen Querungen verschiedener Wasserarme verläuft der Radweg schließlich auf dem Uferweg des Dortmund-Ems-Kanals bis ins Zentrum von Lingen hinein. Wir besuchen dort gleich die Touristeninformation, um uns eine Unterkunft empfehlen zu lassen. Die sehr müde wirkende junge Mitarbeiterin schaut uns bedenklich an und meint, es sei alles ausgebucht. Sie hätten gerade noch für andere Radwanderer herumtelefoniert. Aber dann fällt ihr ein, dass das Kolpinghaus noch ein Zimmer frei hatte. Sie ruft gleich für uns dort an und lässt das Zimmer für uns reservieren.

Noch regnet es nicht. Erst als wir später in die Stadt gehen, um ein Restaurant für den Abend zu suchen, brauchen wir einen Schirm, den uns freundlicherweise der Herbergsvater des Kolpinghauses ausleiht.

Marktplatz von Lingen bei Regen

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