Von Mainz bis Frankfurt (Etappe 1 des Mainradweges)

Sehr spontan starten wir heute auf den Mainradweg. Zuerst hatten wir geplant, den Ruhtalradweg zu fahren. Aufgrund der schlechten Wetterprognose für den Norden Deutschlands haben wir gestern spontan umdisponiert. Zum Glück haben wir in der Meyerschen Buchhandlung am Neumarkt Kartenmaterial zu der Tour gefunden, so dass wir uns gut gerüstet heute auf die Reise begeben. Wir haben zehn Tage Zeit für die Tour.

Mit leichtem Gepäck und den E-Bikes auf dem Fahrradträger unseres PKWs starten wir um 10:00 Uhr in Richtung Mainz. Um 12:00 Uhr erreichen wir den kostenfreien Parkplatz am Mainufer. Die Adresse (Parkplatz Mainweg, Mainweg 22, 65239 Mainz-Hochheim) haben wir gestern im Internet recherchiert. Wir befinden uns hier schon auf dem auch flussaufwärts wundervoll ausgeschilderten Main-Radweg R3. Unser Plan ist es, fünf Tage lang Main-aufwärts zu fahren und dann in anderen Etappen fünf Tage lang wieder zum Ausgangspunkt zurück zu fahren. So haben wir nicht das Problem mit dem Fahrradtransport im Zug. Aufgrund der Spontaneität unseres Aufbruchs konnten wir nicht mehr recherchieren, wie kompliziert sich das am Main gestaltet.

Die Räder sind schnell vom Farradträger gehoben, die Seitentaschen am Gepäckträger angebracht, das Auto abgeschlosssen und schon sind wir unterwegs auf dem Main-Radweg. Bei leichter Bewölkung und warmer Luft passieren wir Weinhänge mit roten und mit weißen Beeren, von denen ich leider kein Foto mache, weil ich annehme, dass die Weinberge uns weiterhin begleiten werden. Ich muss allerdings schon nach wenigen Kilometern feststellen, dass dies nicht der Fall ist. Der Radweg führt fast die ganze Zeit am Mainufer entlang. Der Main ist hier in Mündungsnähe sehr breit und fließt langsam und gemächlich. Wir fahren durch Felder und Wiesen, durch kleine Parkanlagen mit Baumalleen aber auch durch Industriegebiete. Dann und wann passieren wir ein Klärwerk.

Hochheim am Main

An einem Bäckerladen halten wir an, um uns mit ein wenig Proviant zu versorgen. Wir treffen dort auf eine vierköpfige Familie mit Rädern, die flussabwärts unterwegs ist. Wir fragen sie, wie sie später ihre Räder wieder zum Startpunkt transportieren werden. Ihre Schilderung lässt den Fahrradtransport mit dem Zug sehr einfach und problemlos erscheinen. Sowohl der Regionalexpress, als auch der ICE würden Fahrräder mitnehmen. Mit dem ICE sei es allerdings schwieriger. Man müsse spätestens einen Tag vor der Fahrt die Plätze für den Fahrradtransport reservieren. Beim Regionalexpress könne man es einfach auf gut Glück versuchen, ob die Räder noch hineinpassen. Das sei fast immer der Fall. Allerdings könne es sein, dass wir einmal umsteigen müssten, je nachdem bis wo hin wir fahren wollten. Der junge Vater empfiehlt uns sehr, die Reise weiter oben am Main zu beginnen. Die Landschaft sei dort sehr viel schöner als hier untern im Mündungsgebiet, wo die Landschaft flacher sei und viel Industrie am Fluss angesiedelt sei.

Wir erwägen daraufhin ernsthaft, uns morgen flussaufwärts transportieren zu lassen und die restlichen neun Etappen flussabwärts zu fahren. Für heute Nacht haben wir schon eine Unterkunft gebucht, nämlich im Hotel Cult in Frankfurt-Sachsenhausen. Von dort ist es nicht weit bis zum Frankfurter Hauptbahnhof, wo wir sicherlich eine gute Beratung bzgl. des Fahrradtransports erhalten können.

Flörsheim am Main

Etwa 10 km vor unserem heutigen Ziel führt der Radweg auf die andere Mainseite. Wir unterqueren zuerst die Sindlinger Mainbrücke und sehen vor uns eine beeindruckende Brückenkonstruktion aus einer Vielzahl von Schrägseilen, die von einem einzigen Pylon auf der anderen Mainseite gehalten werden. Es handelt sich um die Werksbrücke West des Industrieparks Höchst. Ganz ohne Autos gleiten wir über die glatte Betonfläche hinüber über den Main. Für eine Weile verlässt der Radweg den Main und führt uns zunächst entlang am Industriepark Höchst und anschließend durch das Naturschutzgebiet „Schwanheimer Düne“, von wo aus wir plötzlich die ersten Wolkenkratzer von Frankfurt erblicken.

Werksbrücke West des Industrieparks Höchst

Kurz vor der Schwanheimer Brücke treffen wir wieder auf den Main und radeln auf dem gut ausgebauten Uferweg immer nah am Mainufer entlang, das allerdings durch seinen dichten Bewuchs häufig den Blicken entzogen bleibt. Auch die immer gigantischer und beeindruckender werdende Frankfurter Skyline blitzt nur selten einmal auf, wenn eine Lücke im Gebüsch auftaucht. In Niederrad halten wir unter der Eisenbahnbrücke an und ich erklimme die hinaufführende Eisentreppe, um endlich einmal einen ungehinderten Blick auf die atemberaubende einzigartige Ansicht des gigantischen Architekturwunders von Frankfurt zu werfen.

Frankfurter Skyline

Unser Hotel liegt nicht weit entfernt vom Main. Wir müssen uns nur ein kurzes Stück durch den Großstadtverkehr der Mainmetropole quälen. In der Hotelgarage ist für die Fahrräder ein gesonderter Bereich eingerichtet worden. Unser Zimmer im ersten Stock liegt nach hinten heraus und schaut in einen ziemlich hochgelegenen Innenhof, so dass der Raum fast souterrainartig wirkt. Ich hatte ausdrücklich ein ruhiges Zimmer bestellt und darf mich jetzt eigentlich nicht beklagen. Der Herr an der Hotelrezeption empfiehlt uns, zum Essen in das nahegelegene Zentrum vom Sachsenhausen zu gehen. Wir folgen seinem Rat und laufen etwa 10 Minuten bis wir dort sind. Die Luft ist immer noch schön warm, so dass wir uns für ein Lokal mit einem schönen Biergarten an der Straße entscheiden. Es heißt Depot 1899. Den Pullover, den ich in der Frösteligkeit meiner Erschöpfung für nötig gehalten hatte, brauche ich nicht. Unentwegt sehen wir diese für Frankfurt typischen türkisen Straßenbahnen um die Ecke kommen. Anfangs versuche ich noch, sie auf ein Foto zu bannen. Dann werden sie so zur Gewohnheit, dass ich nur einmal aufschrecke, als eine Bahn in gelb vorbeizieht.

Depot 1899 in Frankfurt Schwanheim, Bahn in türkis
Depot 1899 in Frankfurt Schwanheim, Bahn in gelb

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