Der Himmel ist bedeckt. Gestern war bei ähnlichem Beginn der Tag ja trotzdem noch sehr schön geworden. Wir wagen es, eine große Rundtour anzutreten. Wir haben sie aus dem vom BodenSeeTeam herausgegebenen Heftchen „Radfahren am Bodensee“ herausgesucht. Sie ist 47,4 km lang, überwindet 560 Höhenmeter und dauert 3:30 Stunden.
Wir ziehen uns warm an, packen Proviantbrote ein und starten in Richtung Überlingen-Zentrum. Leider muss man in der Fußgängerzone einmal für 200 m vom Rad absteigen. Eine andere Strecke durchs Zentrum gibt es nicht. Danach folgt eine wenig von Autos befahrene Straße, die an der coronabedingt noch immer geschlossenen Therme vorüberführt. Es folgt der Bahnhof, gegenüber die hohe dünengleiche Blumenanlage der Landesgartenschau, rechts jenseits der Bahnlinie der Goldbacher Stollen und nach der Überquerung der Bahnschienen links die Silvesterkapelle. Wir halten dort an. Ich will nachschauen, ob die Kapelle geöffnet ist. Leider nein.
Die Fahrradstrecke führt nun ein langes Stück an der Landstraße entlang, bevor es nach rechts auf einer ruhigeren Straße weiter geht bis durch den kleinen Ort Sipplingen hindurch. Danach kehren wir wieder auf den Fahrradweg entlang der Uferstraße zurück. Unter dem verhangenen Himmel liegt eine melancholische Stimmung über dem See. Blass erkennt man am gegenüberliegenden Ufer den Ort Bodman. Dort wohnt der Bildhauer Peter Lenk, von dem so viele Skulpturen um den Bodensee herum stehen. Wir haben seinen Garten einmal besucht und die skurilen von ihm geschaffenen Wesen bewundert, die dort in großer Zahl aufgestellt sind.
Schließlich erreichen wir Bodman-Ludwigshafen und folgen den grünen Pfeilen mit dem Fahrradsymbol bis zum Zollhaus am Ufer. Von hier aus hat man einen einzigartigen Längsblick auf den See, der an kein Gegenüber stößt. Heute schimmert in der uferlosen Ferne hinter der Wolkendecke ein seltsam helles Licht, das den See in eine gespenstische Atmosphäre taucht.
Gleich hinter dem Zollhaus machen wir einen Stopp bei dem riesigen Relief-Kunstwerk von Peter Lenk. Gegenüber ist ein neuer Spielplatz errichtet worden. Er nennt sich „Welterbe-Spielplatz-Pfahlbauten“.
Obwohl es ein wenig zu tröpfeln beginnt, setzen wir unsere Tour über die Hafen- und Sernatingenstraße zur Hauptstraße und schließlich auf die Stockacher Straße fort, wo der Radweg bergauf nach Stockach beginnt. Das Tröpfeln ist inzwischen eher zu einem Nieseln geworden. Der Himmel vor uns wird zunehmend schwärzer. Wir schauen uns nach einem Unterstand um und sehen gleich vor uns eine riesige Lagerhalle des Caravan-Centers Burmeister. Wir stellen uns vor, dass wir unter dem überstehenden Dach sicherlich Schutz vor dem Regen finden werden. Wir fahren vor und sehen zu unserer Freude, dass das Tor zu der Halle weit offen steht. Wir fahren ganz hinein und schon beginnt ein fürchterliches Prasseln über uns. Zuerst halten wir es nicht für möglich, dass der Regen dieses ohrenbetäubende Geräusch erzeugt. Aber es ist so. Auf dem gigantischen zeltförmigen Wellblechdach tönt der Regen wie ein gewaltiges Unwetter.
Wir beschließen, nach Überlingen zurückzukehren und die Tour an einem anderen Tag fortzusetzen. Als der Regen nachlässt, treten wir die Rückfahrt an. Unterwegs regnet es wieder stärker und wir werden bis auf die Knochen nass. Warum nur haben wir überhaupt keine Regenkleidung mit in den Urlaub genommen? Wir waren so überzeugt davon, dass wir nur sommerlichen Sonnenschein erleben werden, nachdem unser Bodenseeurlaub im letzten Jahr so verregnet gewesen war.