Von Überlingen nach Meersburg mit dem E-Bike

Ich habe mich auf eine Woche Regenwetter eingestellt. Nicht nur die drei fülligen Damen von gestern, auch die Nachrichten bereiten uns auf eine derartig enttäuschende Urlaubswoche vor. Der Himmel ist auch tatsächlich sehr bewölkt am Morgen. Da es aber nicht regnet, beschließen wir eine kleine erste Fahrradtour zu machen. Ein wenig am Bodenseeufer entlang fahren, vielleicht bis nach Nußdorf. Dort könnten wir ein paar Lebensmittel einkaufen und dann zurückkehren.

Die Räder befinden sich noch auf dem Farradträger unseres Autos. Die Tiefgarage ist leider sehr düster und die Demontage geht nicht so schnell wie bei uns zu Hause. Als wir endlich im Turbo-Modus auf der steilen Autorampe ins Freie fahren, überrascht uns der aufgelockerte Himmel. Die Wolken haben sich teilweise aufgelöst und es scheint richtig schön warm die Sonne. Noch glauben wir, dass wir nur bis Nußdorf fahren werden, dort im Supermarkt einkaufen und wieder zurückkehren.

Als wir auf die Straße hinausfahren, entdecken wir einen Mönch am Wegesrand, der in seiner bodenlangen schwarzen Sutane mit breiter Schärpe am Boden hockt. Neben ihm steht ein Fahrrad. Ich frage ihn, ob ich ihm helfen könne. Er schaut mich sehr freundlich an und sagt, er ruhe nur ein wenig aus. Er mache das wie die Kinder, die ja auch gerne in dieser Hockstellung spielten. Ich hocke mich neben ihn und erkläre, dass ich jeden Morgen in meinem Gymnastikprogramm diese Hockstellung trainierte, dass es mir aber nicht gelänge, die Fersen an den Boden zu bringen. Er lächelt und meint, dass sei für ihn kein Problem. Er könne eine halbe Stunde so hocken. Das erhole ihn so, als säße er auf einem Stuhl. Wir verabschieden uns voneinander und wünschen uns gegenseitig einen schönen Tag.

Mönch in Hockstellung am Wegesrand

Die Strecke nach Nußdorf beginnt auf dem Strandweg und führt vorbei am Strandbad Ost und am Yachthafen. Links von der Radstrecke verläuft die Bahnlinie der Bodensee-Gürtelbahn. Von Zeit zu Zeit rast ein gelber Zug mit zwei Waggons an uns vorbei. In Nußdorf verlässt der Bodenseeradweg für kurze Zeit das Seeufer, um dann aber schnell wieder zurückzukehren. Am Haus von Martin Walser, dass mit seinem Garten direkt am Wasser liegt, halten wir kurz an. Vor der Garage stehen zwei Wagen. Vielleicht ist er zu Hause. Vor einigen Jahren haben wir ihn hier besucht und er hat uns sehr freundlich in seinem Besucherzimmer empfangen. Wir fragen uns, wie es ihm wohl gehen mag.

Das Wetter ist inzwischen so freundlich geworden, dass wir den Gedanken an einen Einkauf aufgeben und beschließen, bis Meersburg weiterzufahren. Links von uns tauchen die Weinberge auf, über denen die Wallfahrtskirche Birnau hoch aufragt.

Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee

Auf der rechten Seite haben wir einen weiten Blick über die Uferlinie bis hin zu den Pfahlbauten von Unteruhldingen. Wir passieren das Schloss Maurach und werden hinaufgeführt auf eine Straße, die nicht mehr am Seeufer entlangführt. Wir wählen den nächsten Abzweig nach rechts, um wieder an den See zu gelangen. Wir kommen am Hotel-Restaurant Rebmannshof vorbei mit seinem einladenden Seegarten, in dem wir schon oft gesessen haben. Vielleicht werden wir hier auf dem Rückweg einkehren.

Restaurant Rebmannshof in Obermaurach am Bodensee

Es folgt nun eine wunderschöne Strecke direkt am See entlang. Sie führt an einem Campingsplatz vorbei und am Landhotel Fischerhaus mit seiner großartigen Gartenanlage mit großem Teich und neuerdings auch einem Swimmingpool. Hier Urlaub zu machen, ist Idylle pur. Aber auf der anderen Seite Abgeschiedenheit und zugleich Ausgeliefertheit an den Nächsten. Es quälen mich Erinnerungen beim Vorbeifahren.

Der winzige Weiler Seefelden mit seiner alten Kirche St. Martin taucht vor uns auf. Ich betrete die Kirche und hoffe darauf, mich alleine darin zu befinden. Leider sind andere Besucher dort, die ich mit meinem Gesang nicht stören will. Wir setzen unsere Fahrt durch das wunderschöne Aach-Delta an der Mündung des Salemer Tals fort. Es dauert nicht lange bis wir Unteruhldingen erreichen mit seinen imposanten Pfahlbauten.

Ein Blick von außen ins Pfahlbaumuseum von Unteruhldingen

Die etwa 5 km lange Strecke von Unteruhldingen nach Meersburg ist wenig attraktiv. Der asphaltierte Radweg neben der Autostraße lässt aufgrund der dichten Uferbepflanzung nur selten einen Blick auf den See zu. Wir schalten eine kleine Motorunterstützung ein und bringen im 5. Gang so schnell wie möglich diese Distanz hinter uns. Nach wenigen Minuten schon taucht der Fährhafen Meersburg-Staad vor uns auf. Eine der auffälligen Fähren im markanten Bogendesign quert gerade den See.

Autofähre Lodi von Meersburg nach Konstanz

In Meersburg angekommen schließen wir die Räder an einen der letzten freien Fahrradbügel an und steigen zuerst in die Oberstadt hinauf bevor wir uns später vielleicht ein Glas Bier gönnen bei unserem Lieblingsrestaurant Valentino im Hotel Bacchus direkt an der Promenade. Die Meersburger Altstadt mit ihren reich verzierten Fachwerkbauten, der alten Burg, dem neuen Schloss und dem imposanten Staatsweingut beeindrucken uns immer wieder von Neuem.

Meersburg Oberstadt

Auf dem Schlossplatz hat eine Café in großen Abständen seine Tische aufgestellt. Die Plätze sind alle mit Gästen besetzt. Am Eingang zum neuen Schloss lesen wir, dass der Schlossgarten geöffnet hat. Besucher werden gebeten, nicht ohne Maske einzutreten. Wir legen unsere Susanne-Duddeck-Designermasken an uns treten in die Eingangshalle des Schlosses. Ein ebenfalls maskierter, sehr freundlicher Herr am Empfang weist uns den Weg zum Schlossgarten. Wir treten ins Freie hinaus und lassen uns zu aller erst bezaubern von dem weiten Blick auf den See bis hinüber zur Insel Mainau und nach Konstanz. Erst auf den zweiten Blick sehen wir die gelungene Gartenanlage aus vielen Blumenrabatten, kunstvoll geschnittenen Hecken und uralten, schön gewachsenen Solitärbäumen. Wir treten an die Mauer, von der aus man auf die Unterstadt hinabsieht und seitwärts auf die Burg.

Burg Meersburg

Annette von Droste Hülshoff hat hier von 1841 bis zu ihrem Tod im Jahr 1848 gelebt. Ihre Schwester Jenny, die mit dem Burgherrn verheiratet war, hatte ihr den Aufenthalt in der Burg ermöglicht.

Wir verlassen den Garten wieder durch das Schloss und schlagen den Weg zur Burg ein. Beim Burgladen sind außen Schwerter und Speere aus Holz aufgebaut. Das ist doch genau das passende Urlaubsmitbringsel für Anton und Moritz. Wir kaufen zwei Schwerter mit Scheide und steigen wieder zur Unterstadt hinab, wo wir bei Valentino zwei sonnige Plätze mit Seeblick ergattern. Absperrbänder verhindern, dass sich die Gäste zu nahe kommen.

Restaurant Valentino an der Promenade von Meersburg

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