Regentag in Überlingen

Es regnet. Der Himmel ist grau verhangen. Wir haben den Gartentisch nach innen geholt und ihn direkt am Fenster aufgestellt. So können wir auf den See schauen beim Frühstück. Was macht man mit so einem Tag? Wir beschließen, uns die Gartenanlagen für die ausgefallene Landesgartenschau anzuschauen. Das ist das eigentlich Traurige, was Corona uns in diesem Urlaub beschert, dass dieses Event auf nächstes Jahr verschoben worden ist. Wir hatten den Urlaub eigens für die Landesgartenschau gebucht.

Landesgartenschau auf nächstes Jahr versschoben

Mit zwei Schirmen bewaffnet brechen wir auf. Wieder geht es am Uferweg entlang bis zum Zentrum von Überlingen. Dann folgen wir dem Ufer soweit es geht. Irgendwann müssen wir den Uferweg verlassen und auf der Straße weitergehen. Wir kommen an der Therme vorbei, die wegen Corona noch nicht geöffnet hat. Die Einfahrt für den Parkplatz ist mit einer Kübelpflanze blockiert. Wir gehen weiter und passieren die herrlichsten Blumenrabatten.

Blumenrabatte an der Promenade von Überlingen

Das Gelände der Landesgartenschau ist eingezäunt und nicht betretbar. Wie schade. Wir können so nicht weiter am Ufer des Sees flanieren, sondern müssen uns auf eine Straße ohne Gehweg begeben. Durch den Zaun sehen wir, was uns im nächsten Jahr erwarten wird. Verschiedene Pavillons, Themenstationen, Spielplätze, Ergo-Liegebänke aus Holz. Man kann sich darauf freuen.

Themengang der Landesgartenschau in Überlingen
Spielplatz auf dem Gelände der Landesgartenschau in Überlingen

Wir gehen noch am Bahnhof Überlingen-Therme vorbei und schlagen den Rückweg über die Obere Bahnhofstraße ein. Links von uns ragt die überdimensionale Melassewand hoch auf. Ein vergittertes Fensterchen ist weit oben zu sehen mit einem riesigen stacheldrahtumwobenen Kreuz recht daneben.

Stollenanlage von Überlingen, Zwangarbeitsstätte aus dem 2. Weltkrieg

Vor Jahren haben wir einmal eine Führung durch die Stollenanlage mitgemacht und haben dort oben von innen hinausgeschaut auf den Bodensee. Das unvorstellbare Leid der Häftlinge aus dem KZ Dachau, die hier Stollen in die Felswände treiben mussten, um für die zerstörten Friedrichshafener Rüstungsbetriebe Raum zu schaffen, steckt uns noch jetzt in den Knochen.

An der Bodenseetherme machen wir einen kurzen Stopp, um in Erfahrung zu bringen, ob trotz Corona schon wieder geöffnet ist. Wir sehen, dass der Therme-Parkplatz gesperrt ist. Ein Hinweis bittet die Gäste, im Parkhaus gegenüber zu parken. Wir sind unsicher, ob die Therme geöffnet haben. Ich steige die hohe Matalltreppe hinauf zum Eingang. Oben erfahre ich durch einen Aushang, dass ab dem 16.03.2020 die Therme bis auf Weiteres komplett geschlossen sind. Ich frage mich, warum man nicht schon unten an der Treppe diesen Hinweis hätte anbringen können. Als ich die Treppe wieder hinabsteige, kommen mir drei füllige Damen entgegen, die sich erleichtert zeigen, aufgrund meiner Mitteilung nicht ganz hinaufsteigen zu müssen. Die drei sind wie wir erst gestern hier eingetroffen. Sie meinen, gehört zu haben, dass die Therme am Mittwoch wieder öffnen würden. Was sie leider auch gehört haben, teilen sie mir ungefragt mit. Es soll so regnerisch bleiben, eine ganze Woche lang. Das wollte ich eigentlich so genau gar nicht wissen. Als es dann aber zu allem Überfluss auch noch heißt, dass ja in den letzten Wochen hier so ein tolles Wetter gewesen sein soll, kann ich meine Meinung nicht mehr zurückhalten: „Das möchte ich eigentlich lieber nicht wissen.“

Johannes erzähle ich weder, dass der Regen noch eine Woche lang bleiben soll, noch, dass es bisher wohl nur sonniges Wetter gegeben habe. Wir marschieren mit unseren Schirmen weiter und suchen ein schönes Plätzchen zum Verzehr unserer Proviantbrötchen. Wir erinnern uns an den überdachten Pavillon oben im Stadtgarten. Das bedeutet zwar einen anstrengenden Aufstieg, verspricht aber ein überaus attraktives Plätzchen mit Ausblick für unsere Mittagsüberbrückung. Keuchend schleppen wir uns den steilen Weg hinauf. Ein entgegenkommender junger Mann ermuntert uns. Es dauere nur noch zwei Minuten bis zum Aussichtspunkt. Wir teilen ihm mit, dass wir uns oben in den Pavillon setzen möchten. Das seien dann auch nur drei Minuten. Warum nur sagte er uns nicht, dass es gar keine Sitzgelegenheiten oben gibt? Das mussten wir dann sehr bald schmerzlich registrieren. Für die Aussicht alleine hat sich der Aufstieg allerdings gelohnt.

Aussicht vom Pavillon im Stadtgarten Überlingen

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