In der Reisebeschreibung heißt es über heute:
12. Tag, So 16.6.2019
Cusco – Tag zur freien Verfügung
Gestalten Sie den letzten Tag Ihrer Reise ganz nach Ihren Wünschen. Und lassen Sie die Eindrücke der letzten Tage in der zauberhaften Stadt Cusco Revue passieren.
Optionales Ausflugspaket: (Wir haben es gebucht.)
Cusco bei Nacht
Beginnen Sie Ihren 2 bis 3-stündigen Abendspaziergang mit dem Besuch der Koricancha, dem ehemaligen Sonnentempel der Inka. Weiter geht es vorbei an der Kathedrale und der Kirche zum San Cristobal Aussichtspunkt. Zum krönenden Abschluss kehren Sie in einer Bar ein und erfahren alles Wissenswerte über den legendären peruanischen Drink “Pisco-Sour“. Wählen Sie Ihre bevorzugte Pisco-Geschmacksrichtung aus. Mixen Sie Ihren eigenen Drink und genießen Sie Ihre Kreation.
Übernachtung im 13* San Francisco Plaza Boutique Hotel (Landeskat.) o.ä. in Cusco
Wir schlafen schön lange aus heute. Wir frühstücken ausgiebig, ich schreibe noch ein wenig über den gestrigen Besuch des Machu Picchu, dann brechen wir zu einem individuellen Stadtrundgang auf. Zuerst besuchen wir den Mercado San Pedro, eine gigantische Markthalle auf dem Plaza San Pedro. Wir schlendern durch die Halle, vorbei an den unterschiedlichsten Ständen. Es gibt Fleisch, Kartoffeln, Mais und tausenderlei andere Gemüsesorten und Früchte, Gewürze, Textilien und Souvenirs aller Art. Wir verlassen den Mark auf der anderen Seite und wenden uns in Richtung Avenida del Sol. Wir haben gehört, dass sich am Ende dieser Straße ein besonderer Sonntagsmarkt befindet.
Wir biegen nach links in eine Straße, die vollkommen überfüllt ist mit Menschen, mit Autos und Bussen und mit Verkaufsständen am Straßenrand.
Kleine Imbissstuben haben im offen stehenden Eingang Fleischtöpfe auf dem Feuer stehen, deren Düfte die Passanten in das Lokal hineinlocken. In fast jedem fünften Haus liegen gebratene Hühner aus, die ihre Füße in die Luft recken.
An den Kreuzungen, die eigentlich ampelgeschaltet sind, regeln Verkehrspolizisten oder –polizistinnen den Verkehr. Kaum springt die Ampel für die Autos auf grün, bläst die verkehrsregelnde Person in eine Flöte und winkt die Autos mit der Hand herbei, während sie mit der anderen Hand den Autos, die gerade rot bekommen haben, zu halten gebietet. Wir vermuten, dass ohne diese Polizeikräfte die Autofahrer die Ampeln überhaupt nicht beachten würden.
Als wir die Avenida del Sol erreichen, beginnt dort gerade die Aufstellung der Wagen für einen großen Umzug. Riesige Pappmaschee-Figuren ähnlich denen im Kölner Rosenmontagszug werden auf Wagen von jungen verkleideten Leuten geschoben oder gezogen. Wir fragen einen Beteiligten, was es damit auf sich habe. Wir erfahren, dass die Studenten der Universidad de Artes von Cusco diese Wagen gestaltet hätten. Was aber die Bedeutung der einzelnen Figuren ist oder was das Motto des ganzen Umzuges ist, finden wir nicht heraus. Wir fragen noch mehrfach Passanten oder auch Beteiligte des Umzuges. Allein, man kann es uns nicht erklären, was die Figuren aussagen sollen. Später lese ich im Internet (allerdings nur auf Spanisch, was ich leider nicht beherrsche), dass jedes Jahr die Kunsthochschule eine traditionelle Allegorienparade abhält.
Wir wandern danach die Avenida del Sol hinab. Auf der Höhe der Kirche Santo Domingo, die wir gestern besucht haben, setzen wir uns auf eine Parkbank und beobachten die Peruaner bei ihrem Sonntagspaziergang. Es fällt uns auf, dass viele Familien offensichtlich sonntags einen Ausflug in die Stadt machen. Gutgekleidete Elternpaare mit ein oder zwei hübsch herausgeputzten Kindern spazieren entweder in die eine oder in die andere Richtung. Wir stehen auch bald wieder auf und lassen uns in dem Strom der Menschen mittreiben.
Schließlich kehren wir in einem großen Bogen über weniger belebte Straßen zum Zentrum von Cusco zurück. Der Sonntagsmarkt am Ende der Avenida del Sol interessiert uns nicht mehr so sehr. Es fällt uns auf, dass eine ganze Reihe von VW-Käfern am Straßenrand parken.
Immer wieder bieten sich Ausblicke hinauf zu den Hügel am Stadtrand, auf denen ein Neubaugebiet nach dem anderen entsteht. Wir wissen von Elisabeth, dass die Menschen dort oben keine Straßen haben und auch kein fließendes Wasser. Sie müssen ihre Einkäufe und ihr Trinkwasser mühsam zu ihren Häusern hinaufschleppen.
Wir kommen an einem eleganten Schaufenster mit Bekleidung aus Alpakawolle vorbei. Auf einer Tafel wird damit geworben, dass heute am Sonntag zwei Stücke für einen Preis abgegeben werden. Ich träume davon, meinen beiden Enkeln je eine peruanische Mütze aus herrlich weicher Baby-Alpaka-Wolle mitzubringen. Die Mützen sind wunderschön. Nur sind sie entweder für unseren Dreijährigen und den bald Fünfjährigen zu klein oder sie sind viel zu groß, eher Erwachsenenmützen. Schade. Aber in einem anderen Geschäft werden wir fündig. Wir können die Verkäuferin sogar überreden, ebenfalls zwei Mützen für den Preis von einer abzugeben. Für Johannes erwerben wir auch noch einen Schal aus Babyalpakawolle und für mich eine Jacke. Von Elisabeth haben wir gelernt, echte Alpakawolle von einer Mischung mit synthetischen Materialien zu unterscheiden.
Wir steigen auf engen Treppen weiter hinauf bis zum Plaza de san Blas, wo sich das Restaurant Pacha Papa befindet, in dem wir schon am ersten Abend in Cusco gegessen haben. Dort kehren wir jetzt auch ein, denn es hat angefangen zu nieseln. Angesichts dieser Wetterlage erst wird uns bewusst, wie viel Glück wir bisher mit dem Wetter gehabt haben. Außer den Tagen in Lima, wo der Himmel immer grau gewesen ist, haben wir bisher fast nur einen wolkenlosen blauen Himmel genossen. Der mit Sonnenschirmen überdachte Innenhof des Lokals ist fast voll besetzt. Wir setzen uns zu einem anderen Paar mit an den Tisch. Schon bald befinden wir uns in einem interessanten Gespräch über unsere Herkunftsländer – die beiden kommen aus Neuseeland – und über unsere Erfahrungen in Peru. Eine solche Begegnung findet niemals statt, wenn man mit der ganzen Reisegruppe unterwegs ist. Wir freuen uns, einmal ganz individuell die Stadt erkunden zu können.
Nach dem Essen gehen wir auf dem schon gewohnten Weg vorbei an der alten Inkamauer hinab zum Plaza de Armas. Der Umzug, der sich eben noch in der Avenida del Sol formiert hatte, ist inzwischen hier angekommen. Auf einem großen Wagen sind zwei riesige männliche Figuren zu sehen, die mir Jesus Christus und den Sonnengott der Inkas darzustellen scheinen. Wieder fragen wir verschiedene Schaulustige aber niemand kann uns sagen, was die Darstellung zu bedeuten haben könnte. Am Abend werden wir unsere neue Reiseleiterin Claudia danach fragen. Doch sie wird dazu nur äußern, das gehöre alles zum 500-jährigen Jubiläum von Cusco.
Zurück im Hotel leisten wir uns das in diesem Urlaub seltene Vergnügen eines Mittagsschlafes. Bevor wir um 18 Uhr zu unserem Ausflug „Cusco bei Nacht“ abgeholt werden, wollen wir auch noch unsere runde Whirlpoolbadewanne testen. Unsere Stuttgarter Freunde, die die Suite nebenan bewohnen, haben ihre Wanne bereits ausgekostet. Sie warnen uns, unbedingt das Wasser bis über die Whirlpooldüsen einlaufen zu lassen. Sie selbst hatten ein riesiges Spritzspektakel in ihrem Bad veranstaltet. Wir folgen ihrem Rat und lassen die Wanne schön voll laufen. Dann legen wir uns genüsslich hinein, schaffen es aber nicht, die Düsen in Gang zu bringen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Wanne rapide Wasser verliert. Enttäuscht kürzen wir das Badevergnügen auf ein Minimum ab.
Um 18:00 Uhr werden wir von unserer neuen Reiseleiterin Claudia und ihrem Assistenten Elhanan zu unserem Nachtausflug in die Stadt Cusco abgeholt. Wir sind traurig, dass Elisabeth diese Aufgabe nicht wahrnehmen kann. Und schon während der Busfahrt zum ersten Aussichtspunkt wissen wir spätestens, was wir an Elisabeth gehabt haben. Claudia unterhält sich die ganze Zeit mit ihrem Assistenten, statt uns schon etwas zu dem Ort zu erzählen, den wir gleich besuchen werden. Zuerst fahren wir den San-Cristobal-Aussichtpunkt an, von wo aus man einen wunderbaren Blick über die nächtlichen Lichter der Stadt hat. Claudia erklärt uns auch hier nicht, wo wir sind und was wir sehen. Wir wundern uns, dass wir nicht wie im Programm vorgesehen, den Koricancha-Tempel besuchen. Da heißt es nur, da seien wir ja schon gewesen. Auch bei dem „weißen Christus von Cusco“ sind wir schon gewesen. Unnötigerweise fahren wir noch einmal dorthin, und fotografieren ihn diesmal bei Nacht. Erst unser dritter Nachtprogrammpunkt ist endlich interessanter: Das Pisco-sour-seminar!
Ein professioneller Barmixer leitet uns Schritt für Schritt an, aus den schon vorbereiteten Zutaten das berühmte Nationalgetränk „Pisco-sour“ zu mixen. Leider verstehen wir sein Englisch nur sehr schlecht. Zu unserer Freude erklärt sich Elhanan bereit, uns die Anleitungen ins Deutsche zu übersetzen. Jedem von uns gelingt der Cocktail perfekt. Wir lassen ihn uns auf nüchternen Magen sehr gut schmecken und gehen anschließend leicht angeheitert im nahegelegenen Restaurant „Incanto“ alle zusammen bei einem Dreigängemenü den letzten gemeinsamen Abend ausklingen lassen.
Liebe Alice,
sehr informativ, was Du hier in Deinen Reiseblog geschrieben hast.
Die während unserer Rundreise gesammelten Eindrücke waren so vielseitig, dass wir erst beim Lesen Deines Reiseberichts wieder daran erinnert wurden.
LG aus Berlin von Silke und Kay