Im Reisebericht waren bisher alle Daten falsch (Fehler des ADAC). Ich verbessere ab jetzt auch rückwirkend.
Für heute muss es lauten:
5. Tag, So, 9.6.19: Arequipa – Colca Canyon
Die heutige Etappe führt Sie durch das Gebiet Yura mit seinen eindrucksvollen geograhischen Formationen und durch das Naturschutzgebiert von Pampa Cañahuas nach Chivay, wo Sie ein Mittagessen in einem typischen Restaurant erwartet. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Unternehmen Sie z.B. einen Spaziergang zu den ca. 3 km entfernten Thermalquellen von Calera.
Übernachtung in der Casona Plaza Ecolodge
Wieder einmal müssen wir sehr früh aufstehen. Um 8:00 Uhr schon sollen wir mit gepackten Koffern in der Hoteleingangshalle erscheinen. Frühstück gibt es ab 6:00 Uhr heißt es. Tatsächlich aber wurde zu diesem Zeitpunkt das Buffet erst aufgebaut. Unser Zimmernachbar, der gerade frustriert aus dem Frühstücksraum wieder in sein Zimmer zurückkehrt, als wir zum Frühstücken aufbrechen wollen, weist uns auf diese Tatsache hin und warnt uns, dass es eiskalt sei dort. Man säße geradezu im Freien. Wir warten daraufhin noch eine halbe Stunde und begeben uns dann in den Speiseraum, der einer halboffenen Terrasse gleicht. Das Buffet lässt sehr zu wünschen übrig. Es gibt keine Butter. Der Kaffee ist im Nu leer und wird nicht ersetzt, die einzige Brotsorte ist Toastbrot bevor später noch flache ziemlich hohle Fladenbrötchen dazugestellt werden. Dafür haben wir aber sehr nette Tischnachbarn und unterhalten uns während des ganzen Frühstücks prächtig.
Der Bus bringt uns aus der Stadt heraus, vorbei an den kleinen und ärmlichen Häusern, die die Straße säumen. Margot erzählt uns von den wilden Hunden, die überall am Straßenrand zu sehen sind. Die reichen Familien in der Innenstadt kaufen höchstens einen Hund pro Familie. Die Einwanderer, die hier in den Randbezirken von Arequipa wohnen, schaffen für jedes ihrer vielen Kinder je einen Hund an. Die kleinen Welpen sind anfangs so süß und die Kinder spielen gerne mit ihnen. Später, wenn die Hunde größer sind und viel zu fressen brauchen, haben die Familien nicht das Geld, sie weiter zu ernähren. Dann werden sie einfach ausgesetzt.
Auf der rechten Seite macht uns Margot auf einen Dinosaurierpark aufmerksam, den der Bürgermeister von Arequipa hier für die Kinder hat bauen lassen. Allerdings spielen die Kinder dort nicht. Hier am Stadtrand bleiben die Kinder immer in der Nähe ihres Hauses und spielen dort. Jede Familie hat einen Wassertank am Haus. Es gibt fließendes Wasser nur zwischen 8:00 und 16.00 Uhr.
Die Meerschweinchen, die zu jeder Familie gehören, sind hier keine Haustiere zum Spielen, sondern sie dienen nur als Nahrung. Die Zubereitung dieser Tiere ist sehr schwierig und macht viel Arbeit, weil es so viele Knochen gibt.
Wir lassen Arequipa hinter uns und sehen links und rechts nur noch Pampa. „Pampas de pata Pampas“. Das bedeutet: flach und flach. In der Ferne schauen wir auf die Vulkane von Arequipa. Hier in der Pampa leben die Vecuñas. Es handelt sich um wild lebende Tiere im Gegensatz zu den Lamas und Alpacas, die domestiziert sind. Die Wolle der Vecuñas ist wunderbar. Man zahlt für 1 kg dieser Wolle 1000 US-Dollar. Nur vorne die weiße Wolle auf der Brust darf nicht geschoren werden. Die brauchen die Vecuñas für ihr Mikroklima. Schon bald tauchen die ersten Vecuñas links und rechts im Pampagras auf. Wir machen einen Fotostop und nähern uns vorsichtig den beiden Herden. Die Tiere sind nicht sehr scheu und lassen uns nahe an sich herankommen.

Margot hält uns während der ganzen Fahrt Vorträge. Zuerst geht es um die Kartoffel. Es gibt über 3000 Kartoffelsorten in Peru. Sie selbst kennt aber nur 8 Sorten. Die stellt sie uns nacheinander vor und erklärt uns, was man daraus zubereitet. Eine Kartoffel ist besonders interessant. Sie ist schneeweiß. Vor der Behandlung handelt es sich zunächst um eine braune Kartoffel. Die wird in einem Netz in den Fluss gehängt und 20 Tage lang dort hängen gelassen. Der Fluss schält die Kartoffel. Danach ist sie weiß. Anschließend wird sie getrocknet. Die Vitamine bleiben erhalten bei dem Vorgang. Diese getrocknete Kartoffel wird vor der Zubereitung wieder in Wasser gelegt. In der getrockneten Form werden diese Kartoffeln als Kreide benutzt. Die Kartoffeln des Hochlandes sind sehr klein und das Schälen ist mühevoll. Es gibt noch eine besondere Form, die Kartoffeln zu schälen. Man tanzt barfuß auf ihnen herum bis die Schale entfernt ist.

Margot reicht noch viele weitere Produkte des Colcatales durch den Bus: Minimaiskolben in verschiedenen Farben, Inkareis, dicke Bohnen, schwarze Hirse, schwarzen Weizen, grüne Erbsen, einen speziellen weißen Lehm, der getrocknet wird und gegen Magenbeschwerden eingenommen oder als Seife benutzt wird.
Wir erreichen gerade den höchsten Punkt unserer Fahrt (4910 m), den Aussichtspunkt Patapampa. Wir merken die Höhe stark an einem einsetzenden Schwindel und leichten Kopfschmerzen. Jeder Schritt strengt uns übermäßig an und bringt uns außer Atem. Morgot rät uns, viel zu trinken, allerdings immer nur in kleinen Schlucken. Und die Coca-Bonbons, die wir uns eben im Kiosk gekauft haben, sollen wir lutschen.


Wir sehen jetzt rechts den Vulkan Nevado Mismi, bei dem der Amazonas entspringt. Links unten im Tal sehen wir Chivay liegen, wo wir gleich zu Mittag essen werden. Die Stadt gilt als Ausgangspunkt für eine Tour zum „Kreuz des Kondors“, wo sich der Flug des Kondors gut beobachten lässt. Das Restaurant liegt etwas außerhalb der Stadt. Ein riesiges reichhaltiges Buffet erwartet uns dort. Margot erklärt uns jede Speise bevor wir uns bedienen und an langen Tischen Platz nehmen. Es schmeckt uns großartig. Durch die bodentiefen Glaswände schauen wir auf die unglaubliche Landschaft mit ihren grünen gestuften Bergen. Die terrassenartige Gestaltung der Berghänge stammt noch aus der Inkazeit. Die heutige Bevölkerung des Hochlandes macht sich diese Stufen für ihre Landwirtschaft zunutze.

Anschließend schauen wir uns die Stadt Chivay an. Sie besitzt einen zentralen Marktplatz mit einem bemerkenswerten Brunnen in der Mitte. Heute ist Pfingstmontag, aber offensichtlich spielt dieser christliche Feiertag in Peru gar keine Rolle. Neben dem Marktplatz beginnt ein riesiger Lebensmittelmarkt mit Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch und den üblichen landestypischen Waren. Ständig begegnet man Indios (Margot sagt, das sei kein Schimpfwort), die sich gerne für 1 Sol (etwa 30 Eurocent) fotografieren lassen. Wenn auch noch ein Babyalpaca mit aufs Bild soll, kostet es 2 Sol.


Von hier aus fahren wir zu unserem Hotel, wo wir bis zum Abendessen um 19:00 Uhr noch ein paar Stündchen freie Zeit genießen dürfen. Das Hotel am Rande des kleinen Dorfes Yanquee besteht aus einem großen Haupthaus und vielen kleinen Bungalows. Wir wohnen in einem der Bungalows. Wieder stehen uns zwei große Betten zur Verfügung. Leider kann man das Fenster nicht öffnen. Und es ist eiskalt im Raum. Mit einer kleinen Wandheizung erreichen wir notdürftig eine erträgliche Temperatur. Das Wasser in der Dusche wird und wird nicht warm. Wir melden diesen Missstand bei der Rezeption und erfahren, man müsse das Wasser zuerst 10 Minuten laufen lassen. Dann werde es warm. Was für eine Wasserverschwendung in diesem trockenen Land.
