Von Lima nach Arequipa

In der ADAC-Reisebeschreibung heißt es für heute:

4. Tag, Sa, 8.6.19: Lima – Arequipa

Am frühen Morgen verlassen Sie Lima und fliegen weiter nach Arequipa. Empfang am Flughafen und Transfer zum Hotel. Am Nachmittag erwartet Sie eine Stadtbesichtigung der „weißen Stadt Perus“ mit Besuch der zauberhaften Klosteranlage Santa Catalina. Sie entdecken die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt wie zum Beispiel die Plaza de Armas, die Kathedrale (von außen) und die Jesuiten-Kirche mit einer Vielzahl von Wandgemälden. Im Anschluss besuchen Sie das Kloster Santa Catalina, wo heute noch Nonnen leben.

Übernachtung im Hotel Corregidor in Arequipa


Der Flug von Lima nach Arequipa dauert nur eine Stunde. Schon bei der Landung fällt uns das herrliche Wetter auf und die imposante Kulisse bestehend aus drei riesigen Vulkanen, die am Rande der Stadt liegen. Bei dem wolkenlos blauen Himmel werden wir heute endlich die Sonne von rechts nach links ihre Bahn ziehen sehen. Unsere neue Reiseleitung ist eine Einheimische indigenen Aussehens namens Margot. Sie empfängt uns mit überschwenglicher Herzlichkeit. Wir seien jetzt ihre neue Familie. Ein Bus fährt uns zum Hotel, wo wir allerdings nur eine Zeit von 20 Minuten zum Frischmachen eingeräumt bekommen. Einige von uns hatten den Wunsch geäußert, vor dem Besichtigungsprogramm noch irgendwo essen zu gehen, weshalb die Zeit des Aufenthalts im Hotel jetzt nur so kurz ausfällt.

Von unserem Hotelzimmer sind wir total überrascht. Es liegt im vierten Stock und besitzt einen großen Balkon mit einer Rattansitzgruppe. Man schaut von hier direkt auf den großen Vulkan Chachani mit seinem schneebedeckten Gipfel und über die Dächer der Stadt.

Blick aus dem Hotelzimmer auf die Vulkane von Arequipa

Das Zimmer ist unglaublich großzügig und enthält ein sehr breites und ein schmaleres Ehebett, die schräg zueinander aufgestellt sind. Die Hälfte des Raumes besteht aus freier Fläche. Später erfahren wir von Mitreisenden, dass sie überhaupt kein Fenster nach außen gehabt hätten, sondern nur eins zum Flur hin. Wieder eine andere Mitreisende berichtet, sie habe kein warmes Wasser zum Duschen. Da haben wir einmal Glück gehabt.

Margot holt uns nach 20 Minuten im Hotel ab und führt uns zu dem Restaurant Chicha nahe dem Hauptplatz in der Innenstadt. Wir betreten einen großartigen weiten Raum mit roten Wänden und vielen Pflanzen. Die meisten von uns bestellen auf Margots Empfehlung hin „Stuffed Rocoto“, eine peruanische Spezialität. Sie besteht aus einer gefüllten Paprikaschote (oder ist es eine Art von großer Chilischote gewesen?) und einer speziellen Kartoffelzubereitung mit Käse. Mir schmeckte das Gericht vorzüglich, weil ich sehr gerne scharf esse. Johannes hat sich ein Gericht auf Toastbasis bestellt, bei dem die Toastscheiben sich als kleine Reibeküchlein herausstellten. Er war nicht begeistert.

Stuffed Rocoto (peruanisches Nationalgericht)

Die Plätze von Johannes und mir an der langen Tafel liegen im Schein der durch die hoch oben befindlichen Fenster in dem Restaurant hineinscheinenden Sonne. Das ist ein wenig unangenehm. Wir schauen hoch, um einzuschätzen, wann die Sonne aus dem Fenster verschwunden sein wird. Nach einer Weile ist die Sonne nach links weitergewandert und wir werden nicht mehr beschienen. Endlich erleben wir hautnah die invertierte Bewegungsrichtung der Sonne auf ihrer Bahn über den Himmel.

Lange Tafel im Restaurant Chicha in Arequipa

Arequipa ist mit ihren 1.200.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Peru. Sie liegt 2300 m hoch und wird dominiert von den drei Vulkanen Chachani (6057 m), Misti (5822 m) und dem kleineren Pichu Pichu. Arequipa wird auch die weiße Stadt genannt. Es ist ein wenig umstritten, woher der Name rührt. Möglicherweise stammt er aus der Zeit der Kolonialisierung, als die weißhäutigen spanischstämmigen Bewohner den Einheimischen verboten, in der Stadt zu wohnen. Möglich ist allerdings auch, dass der Name durch die vielen weißen Gebäude in der Stadt entstanden ist, die aus dem vulkanischen Sillargestein gebaut sind.

Unsere Reiseleiterin Margot holt uns nach dem Essen in unserem Restaurant ab und führt uns auf die andere Straßenseite zum Nonnenkloster Catalina, das 1579 auf einem 20.000 m² großen Areal erbaut wurde und eine autarke Siedlung darstellte. Durch einen hohen Torbogen schaut man schon von der Straße aus in einen entzückenden Innenhof aus leuchtend roten Wänden. Wir durchschreiten einen weiteren Torbogen und gelangen in einen größeren mit herrlich blühenden Bäumen bepflanzten Hof, der ganz von rot leuchtenden Bogengängen umgeben ist. Von hier aus geht ein grell blau gestrichener Gang nach rechts ab.

Säulengang im Kloster Catalina von Arequipa
Kloster Catalina von Arequipa
Guide im Klostermuseum von Arequipa

Eine Museumsangestellte übernimmt die Führung unserer Gruppe. Sie erzählt uns von den Nonnen, die hier noch leben, und von den Nonnen, die im 16. und 17. Jahrhundert hier gelebt haben. Die reichen Familien schickten ihre Töchter hierher. Für die Aufnahme musste die jeweilige Familie 1000 Goldpesos zahlen, was etwa heute 50.000 Euro entspricht. Die reichen Töchter lebten dort in großem Luxus mit zwei Bediensteten pro Person.

Kloster Catalina in Arequipa

Wir durchschreiten die gesamte Anlange und kommen immer mehr ins Staunen über die prächtige Architektur, die luxuriöse Ausstattung der kleinen Wohnungen, in denen je drei Nonnen zusammenwohnten, über die üppige exotische Bepflanzung der Innenhöfe und Gärten, die kunstvollen Brunnen, Badewannen, Meditationsräume, die Seidenvorhänge, das Porzellan und das Tafelsilber. Es gab auch reiche Witwen, die mit ihren Kindern ins Kloster einzogen. Für diese Kinder und die Kinder der Bediensteten gab es eine Schule innerhalb der Klostermauern.

Kloster Kathalina in Arequipa

Nach dem Klosterbesuch gehen wir in wenigen Minuten zum plaza de armas, dem Hauptplatz von Arequipa. Zuallererst fallen uns die riesigen Palmen auf, die den Platz neben anderen Bäumen, blühenden Pflanzen wie z.B. gigantischen Engelstrompeten und Bougainvillea beherrschen. Die riesige zweitürmige Kathedrale aus der Kolonialzeit begrenzt den Platz auf der Westseite. Über der Kathedrale entdecken wir die nachmittägliche Mondsichel in völlig ungewohnter Krümmung. Die runde Seite zeigt nach links. Das liegt daran, dass sie Sonne in der Südhemisphäre ja für den Betrachter links untergeht. Im Laufe des Nachmittags werden wir beobachten, dass die Sichel sich immer mehr in eine liegende Position neigen wird.

Mond am Nachmittag des 8.6.2019 über der Kathedrale von Arequipa

Auf den weißen Stufen vor der breiten Fassade des Gotteshauses sitzen Hunderte von jungen Leuten und schauen in ihre Handys. Überhaupt kommt mir die Stadt sehr jung vor. Überall auf den kleinen Plätzen beobachtet man die Jugendlichen in kleinen Aktionen. Sie tanzen in Formation sehr professionell zu Popmusik oder sie sitzen mit Instrumenten im Kreis und musizieren. Andere führen Solotänze zu einheimischer Musik auf. Auf der Ostseite des Platzes sehen wir das ebenfalls im Kolonialstil erbaute Rathaus von Arequipa. Daneben befindet sich die Iglesia de la Compañía, die in den Jahren 1595 bis 1698 für die Jesuiten gebaut wurde. Margot erklärt uns die Figuren der barock wirkenden Fassade, die aber im barock-mestizischen Mischstil gebaut ist. Es finden sich dort die Symbole Schlange (Symbol für die Unterwelt), Puma (Symbol für unsere Lebenswelt) und Kondor (Symbol für den Himmel), die Sonne (Symbol für den Schöpfergott) und Hinweise auf die Patcha Mama, die Mutter Erde, die uns unsere Lebensmittel schenkt. Wir gehen auch hinein in die Kirche. Eine musikalisch begleitete Zeremonie findet dort gerade statt. Die ersten Bankreihen sind mit einigen wenigen Leuten besetzt und vorne steht eine Frau mit Mikrophon, die alleine und auch im Chor mit ihrer Gemeinde lautstarke Gesänge erschallen lässt. Die Melodien erinnern mich an die Taiseegesänge und ich kann ohne Schwierigkeiten in den Gesang mit einstimmen. Dann spricht die Dame vorne etwas und macht Gesten dazu, die von der Gemeinde wiederholt werden. Wir gehen weiter in die Sakristei, die vor 70 Jahren renoviert worden ist. Eine hohe mit Ornamenten bemalte Rundkuppel überwölbt den kreisförmigen Raum.

Inzwischen ist es schon 17 Uhr geworden. Margot würde uns gerne noch durch eine Manufaktur führen. Tatsächlich zeigen sich einige von uns interessiert daran. Wir anderen lassen uns auf dem Stadtplan den Weg zum Hotel zeigen und treten schon den Rückweg an. Das Abendessen im Restaurant Wayrana haben wir auf 19:30 Uhr verschoben, damit wir uns noch ein wenig ausruhen können.

Einheimische mit Baby-Lama in Arequipa
Sonnenuntergang in Arequipa
Der Abendmond der Südhemisphäre (Arequipa 8.6.19 um 17:30 Uhr)
Der schon liegende Mond in Arequipa um 22:00 Uhr

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