Der erste Tag in Lima

Unser Bus lässt uns am Einkaufszentrum Larcomar aussteigen, in dem sich das Restaurant Mangos befindet. Wir bleiben zuerst einmal staunend auf der Eingangsplattform stehen, von der aus man von hoch oben auf das pazifische Meer hinabschaut. Juan erklärt uns, dass die Wassertemperatur etwa 18° beträgt. Auch im Sommer steigt sie nicht über 20°. Das liege am kalten Humboldtstrom. Schräg gegenüber sieht man den Stadtteil Barranco liegen, der ehemals ein mondäner Kurort gewesen ist. Heute gibt es dort eine lebendige Küstlerszene und viele Museen.

In dem Restaurant hat man eine lange Tafel für unsere Reisegruppe vorbereitet. Zur Begrüßung wird Orangensaft, Ananassaft und Papayasaft gereicht. Das Frühstück besteht aus knusprigen Baguettebrötchen, die mit besonders zubereiteten Kartoffelscheiben und verschiedenen Fleischsorten belegt sind. Dazu gibt es peruanische Couscousplätzchen, Tee oder Kaffee. Wir genießen das Ankommen in Lima und lernen in ersten Gesprächen die Mitreisenden kennen. Uns gegenüber sitzt ein Ehepaar aus Stralsund. Andere kommen aus Berlin, aus Bayern, aus Saarbrücken, Koblenz oder Münster. Offensichtlich sind wir aus ganz Deutschland zusammengewürfelt worden.

Larcomar, Einkaufszentrum an der Seepromenade von Lima

Nach dem Frühstück besuchen wir zuerst den berühmten Liebespark, der von einer überlebensgroßen Skulptur zweier Liebender beherrscht wird. Während wir durch die kleine Parkanlage wandeln, entdecken wir einen riesigen Gleitschirm mit zwei Passagieren rasant über den Küstenstreifen gleiten. Von einer Rasenfläche am Rande der Steilküste aus startet gerade ein zweiter Tandemflug. Die Schirme sinken gar nicht, sondern halten sich konstant auf einer Höhe. Juan erklärt uns, dass man die Paraglyder immer nur am Nachmittag hier sehen kann. Vormittags gebe es keinen passenden Wind. Der erste Schirm hat inzwischen die Richtung geändert und kommt zurückgeschwebt. Ich denke ernsthaft darüber nach, einen solchen Tandemflug morgen mitzumachen. Hier würde ich mir das zutrauen. Anders ist es in den Alpen.

Paraglyder an der Promenade von Miraflores in Lima

Unser Bus holt uns am Liebespark wieder ab. Auf dem Weg ins Stadtzentrum machen wir noch einen kleinen Abstecher zu der Tempelpyramide Huaca Pucllana. Dieses beeindruckende Zeugnis der alten Lima-Kultur zwischen 200 und 700 nach Christus, das momentan restauriert wird, besteht ganz aus getrockneten Lehmziegeln, die vertikal im „Bücherregalstil“ aufeinandergestapelt sind.

Tempelpyramide Huaca Pucllana in Lima

Am Hauptplatz von Lima, dem Plaza de Armas, entlässt uns der Bus zu unserem Stadtbesichtigungsprogramm. Großartige Gebäude umrahmen den Platz und über ihm kreisen die Geier. Was uns zuerst wie ein Scherz vorkam, ist vollkommener Ernst. Die großen schwarzgefiederten Vögel, die zu Scharen über uns ihre weiten Schwingen ausbreiten und über den Himmel gleiten, sind Rabengeier. Es gab sie in Peru schon zu Inkazeiten. Sie sind berühmt dafür, menschlichen Müll aufzuspüren. Das hat sich die Stadt Lima zunutze gemacht, indem sie einige der Tiere mit Peilsendern ausgestattet hat, um wilde Müllkippen aufspüren. Seitdem sieht man die Tiere hier nicht mehr mit der missbilligenden Abneigung wie zuvor.

Geier über dem Plaza mayor de lima

Juan gibt uns ein wenig freie Zeit, uns umzuschauen auf dem großartigen Platz. Auf der einen Seite schauen wir auf die Kathedrale von Lima, die dem Apostel und Evangelisten Johannes geweiht ist. Wenden wir uns um 90° nach links, sehen wir den prachtvollen neukolonialen Regierungspalast des Präsidenten von Peru, der dort residiert und auch selbst wohnt. Gebaut wurde das Gebäude von Francisco Pizarro, dem Stadtgründer von Lima. Wieder wenden wir uns nach links und erblicken das Rathaus von Lima, einen gelbleuchtenden Bau im neukolonialen Stil, der durch seine dunkelbraunen Zedernholzbalkone auffällt, die so typisch sind für Peru.

Kathedrale von Lima
Präsidentenpalast von Lima
Wachsoldat vor dem Präsidentenpalast von Lima

Wir versammeln uns wieder unter einem der Zedernholzbalkone des Rathauses und lassen uns von Juan zum Franziskanerkloster führen, das der heiligen Rosa von Lima gewidmet ist, der ersten Heiligen Amerikas.

Kloster der heiligen Rosa in Lima
Innenhof des Franziskanerklosters von Lima

Nach dem Klosterbesuch merken wir alle deutlich die Erschöpfung der langen Reise. Es ist 17:00 Uhr peruanischer Zeit. Zu Hause ist schon Mitternacht. Wir sind seit gestern Morgen auf den Beinen und haben letzte Nacht im Flugzeug kaum geschlafen. Um 19:00 Uhr steht schon das gemeinsame Abendessen an. Wir werden kaum ausruhen können bis dahin. Eine Dame, die schon die ganze Zeit friert, weil sie für Lima nicht ganz passend gekleidet ist, bekommt von einer besorgten Mitreisenden eine Jacke umgehängt. Mir imponiert das sehr. Ein weiblicher St. Martin. Warum bin ich nicht auf die Idee gekommen? Ich hätte der Dame auch meine Jacke geben können. Mir ist es nicht kalt.

Endlich erscheint unser Bus. Juan muss uns aber leider mitteilen, dass bereits der Berufsverkehr eingesetzt hat und dass es mit Sicherheit eine halbe Stunde dauern wird bis wir am Hotel sind. Es stellt sich dann allerdings heraus, dass es eine ganze Stunde dauert. Wie schade, dass ich kaum mehr etwas schreiben kann in der knappen Stunde. Ich dusche lieber zuerst einmal und ziehe mir etwas Frisches an. Das Hotelzimmer ist überraschend schön und luxuriös ausgestattet für seine drei Sterne.

Hotel Tambo Uno in Lima

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