In der ausführlichen Reisebeschreibung des ADAC heißt es für den zweiten Reisetag:
2. Tag, Do, 6.6.19: Lima
Ankunft und Empfang am Flughafen. Bevor Sie Ihr Hotel für die nächsten 2 Nächte beziehen, genießen Sie ein Frühstück im Mangos Restaurant an der Küste in Miraflores. Nach dem Check-In im Hotel erwarten Sie die Highlights der Hauptstadt des Andenstaates auf einer halbtägigen Stadtrundfahrt. Sie erreichen zunächst das an der Steiküste gelegene Stadtviertel Miraflores mit dem „Parque del Amor“ (Park der Liebe). Anschließend lernen Sie die Altstadt, den kolonialen Teil, sowie das moderne Zentrum kennen. An der Piazza de Armas (Hauptplatz) sehen Sie den Regierungspalast, das Postgebäude, Rathaus und die Kathedrale. Hier erfahren Sie mehr über die Geschichte Limas. Der restliche Tag steht Ihnen zur freien Verfügung. Lassen Sie die ersten Eindrücke z.B. in einem Cafe am Meer im Künstlerviertel Baranco auf sich wirken oder schlendern Sie über einen Indiomarkt von Miraflores.
Noch sind wir aber nicht so weit. Wir sind gegen 3:30 Uhr in Bogota gelandet. Jetzt ist es 4:44 Uhr. Wir sitzen im Gate 51 und warten auf den Weiterflug nach Lima, der für 6:30 Uhr anberaumt ist. Die Wartezeit werde ich mit Schreiben überbrücken. Es ist allerdings nicht leicht, sich hier ins FreeWiFi einzuloggen.
Rückblick auf die Nacht im Flugzeug
Wir starten gegen 23 Uhr in München ein wenig verspätet. Draußen ist es inzwischen ganz dunkel geworden. Viele Passagiere versuchen schon zu schlafen, andere schauen sich in dem kleinen Monitor, der an der Rückseite ihres Vordersitzes angebracht ist, einen Film an. Bei dem jungen Mädchen schräg vor mir sehe ich bizarre Phantasievögel mit menschlichen Passagieren auf dem Rücken durch eine fremdartige Welt gleiten. Vor mir geht es um eine Basketballmannschaft. Ich entscheide mich für die Musiksparte und höre mir das Violinkonzert in a-Moll von Johann Sebastian Bach an. Johannes versucht zu schlafen. Auf mein Drängen hin hat er einen Schal angezogen. Bei der kühlen und trockenen klimatisierten Luft im Flugzeug sehe ich schon die nächste Erkältung auf ihn zukommen. Als ich mich gerade entschließe, ebenfalls die Nachtruhe anzutreten, erscheinen Stewardessen mit Bedienwagen in den Gängen und servieren eine warme Mahlzeit. Es ist Mitternacht. Wir wählen das Hähnchengericht und ein Glas Wein. Es schmeckt gar nicht mal so übel.
Schließlich stellen wir unsere Sitze schräg, decken uns mit der Wolldecke zu und stecken Ohrstöpsel in die Ohren. Gegen 1:00 Uhr wird die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet. Im ersten Moment glaube ich, wir flögen durch einen Tunnel. Die Dunkelheit ist wohltuend und tatsächlich schlafen wir etappenweise ein. Immer wieder wecken uns Erschütterungen auf, die ich auch im ersten Moment für Unebenheiten im Asphalt halte. Unangenehmerweise verbergen sich aber vermutlich atmosphärische Turbulenzen dahinter. Ich sage mir immer wieder, dass das normal ist. Eigentlich sehe ich mich aber schon im Meer versinken. Nicht umsonst instruiert man die Passagiere zu Beginn des Fluges in der Benutzung der Schwimmwesten, sage ich mir auch. Hätten wir doch nur unser Testament noch einmal aktualisiert. Anlässlich unserer großen Amerikareise vor 8 Jahren hatten wir einmal ein Testament aufgesetzt. Das liegt zu Hause in meiner schwarzen Dokumentenmappe. Hoffentlich finden die Mädchen es. Sie lesen ja leider meinen Blog nicht. Kindern ist es nicht angenehm, persönliche Texte von ihren Eltern zu lesen. Mir ging es selbst so in meiner Jugend. Mein Vater (Rudolf Diehl) war Schriftsteller. Es hat lange gedauert, bis ich seine Romane und Kurzgeschichten gelesen habe.
Ich stehe in der Nacht mehrfach auf, um mich ein wenig zu bewegen. Da ich von der Thrombosepritze höchstens die Hälfte des Wirkstoffs injiziert habe, muss ich jetzt Ersatzmaßnahmen ergreifen. Die Nacht zieht sich quälend in die Länge. Endlich ist es 6:00 Uhr. Draußen ist es noch stockdunkel. Wenn wir gegen 11:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Bogota ankommen, wird es immer noch stockdunkel sein. Die Zeitverschiebung beträgt ja 7 Stunden. In Bogota wird es bei unserem Eintreffen 4:00 Uhr in der Nacht sein. Stockdunkle Nacht. Ich versuche nochmal einzuschlafen. Nacht und immer mehr Nacht kommt auf uns zu. Ich muss an Nietzsches Gedicht „Der tolle Mensch“ denken.
Dort heißt es: Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden?
Gegen 8:00 Uhr kann ich endgültig nicht mehr schlafen. Die Kabinenbeleuchtung ist immer noch ausgeschaltet. An Lesen ist nicht zu denken. Der Laptop ist die Rettung. Ich kann ihn allerdings kaum aufstellen auf meinem Schoß. Ich schreibe diesen Text über die Nacht. Um 9:00 Uhr endlich wird es hell im Fahrgastraum. Die Stewardessen reichen ein kleines Frühstück und Getränke. Die restliche Zeit bis zur Landung verfliegt plötzlich ganz schnell.

In Bogota müssen wir noch einmal die Sicherheitskontrolle passieren. (Gleich ist mein Akku leer. Die Adapter liegen im Koffer. Und der wird schon in den nächsten Flieger verladen. Fortsetzung folgt dann, wenn wir in Lima im Hotel sind.)
Wir freuen uns, dass ihr den ersten (und meiner Meinung nach spannendsten 😉) Teil eurer Reise gut überstanden habt! Wir haben alle gemeinsam euren Start in München verfolgt! Wir freuen uns auf deinen nächsten Blog!