Schauwildfütterung am Bannwaldsee

Der heutige Tag beginnt mit einem ebenso perfekt blauen Himmel wie der gestrige. Nach dem Frühstück breiten wir alle unsere Winterwanderwegebroschüren aus den drei Touristenbüros von Füssen, Schwangau und Hopfen auf dem Tisch aus und suchen uns einen Weg heraus, der nicht wieder an einer bedrohlich düsteren schroffen Nordwand entlang führt, sondern durch freie und helle Weiten. Wir werden fündig. Die „Wildfütterungs-Runde“ verspricht genau das, was wir uns vorstellen. Sie ist 6,1 km lang, hat nur 40 Höhenmeter und dauert 1:45 h. Es handelt sich um einen Rundweg mit einem zusätzlichen Abstecher zu einem Wildschutzgebiet. Jeden Tag um 15 Uhr kann man dort einer Rotwildfütterung beiwohnen. Da wir schon um zwölf Uhr den Rundweg starten, werden wir die Fütterung leider nicht erleben. Aber vielleicht bekommen wir wenigstens von dem Wild etwas zu sehen.

Kapelle Maria am Weg

Der Wanderweg beginnt am Parkplatz in Schwangau -Brunnen an der Brücke über die Ach. Er folgt zunächst dem Deutenhauser Weg, dessen Name an ein versunkenes Dorf im Forggensee erinnert. Bald kommen wir an einem kleinen Hügel vorbei, auf dem eine winzige Holzkapelle errichtet ist. Wir klettern den Hügel hinauf, um uns das Kapellchen näher anzusehen und hineinzugehen, falls dies möglich ist. „Maria im Weg, 2008“ steht auf einem ovalen Schild über der Tür, die leider den ganzen Winter über geschlossen ist. Durch das große Glasfenster in der Tür kann man sehr gut hineinschauen und sieht ein ovales Marienbild in achteckigem Goldrahmen, das Maria mit schon älterem Jesuskind auf dem Arm zeigt. Beide schauen sehr inniglich und das Kind schmiegt sich liebevoll an seine Mutter. Das Bild ist ringsherum von Engelsskulpturen umgeben und mit Tannenzweigen, Kerzen und Blumen reich geschmückt. Ich versuche ein Foto zu machen, doch ist dies nicht möglich ohne mich selbst mitten in das Marienbild hineinzuprojizieren. In solchen Situationen muss ich immer an Heisenberg denken.

Unscharfe Maria

Wir lassen den hölzernen Andachtsraum hinter uns und treten in die gleißende Weite der flachhügeligen Forggenseelandschaft. Nach 20 Minuten erreichen wir das Tor zum Wildreservat. Es ist bei einer Strafe von bis zu 10.000 DM strengstens verboten, das Schutzgebiet zu betreten. Dies gilt für die Zeit vom 15. Dezember bis zum 15. April, wie einem Schild zu entnehmen ist. Wir gehen ganz nah an das Tor heran und sehen tatsächlich in einiger Entfernung die überdachten Futterkrippen, zwischen denen einige Hirsche gemächlich hin und her spazieren. Jetzt bedauere ich es sehr, die gute Kamera, mit der die Aufnahme vom mitternächtlichen Halbmond so gut gelungen war, im Appartement liegen gelassen zu haben. Mit dem Handy kann ich die entfernten Wildtiere bei Weitem nicht so gut heranzoomen.

Rotwild an der Futterkrippe

Wir umrunden das eingezäunte Reservat, um von einer anderen Seite her, vielleicht einen weniger verstellten Blick auf die Tiere zu bekommen. Dafür müssen wir einen Hügel erklimmen, in dessen Schneedecke wir mit jedem Schritt tief versinken. Leider sieht man von hier oben auch nicht mehr. Aber alleine für die Landschaftsblicke von hier aus hat sich das kleine Abenteuer gelohnt. „Es hört sich fast an wie eine Arktisdurchquerung“, höre ich innerlich meinen Schwiegersohn kommentieren.

Nach 15 Minuten erreichen wir wieder den Rundweg, von dem der Abstecher zum Wildgehege abzweigt, und setzen ihn weiter fort. Man blickt jetzt beim Wandern auf die Berggipfel und das Schloss Neuschwanstein. Gegenüber unserer gestrigen Wanderung am Schwansee sehen wir es jetzt genau von der anderen Seite.

Tannenwipfel-Alpengipfel-Parallelität

Der Wanderweg führt uns immer näher an die Bundesstraße 17 heran, deren strömender Verkehr schon deutlich hörbar ist. In dem kleinen Ort Mühlberg knickt der Rundweg nach rechts ab und folgt von nun an bis zum Wanderparkplatz, auf dem unser Auto steht, der leise plätschernden flachen Ache.

Füssener Ache

Am Parkplatz angekommen sehen wir eine Menschenansammlung, die sich um drei Pferdekutschen schart. Wir ahnen, dass die Gesellschaft gleich zur Wildfütterung aufbrechen wird. Wir bedauern es jetzt ein wenig, dieses Erlebnis verpasst zu haben. Aber wenn wir es gerne sehen wollen, können wir ja morgen noch einmal herkommen.

Abfahrt der Pferdeschlitten zur Rotwildfütterung

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