Am Nachmittag schneit es noch immer. Gegen 16:30 Uhr setzen wir uns ins Auto und fahren hinüber nach Rieden am Forggensee, den Ort meines ersten Kindheitsurlaubs im Jahre 1962, den ich seither nie mehr besucht habe. Ich erinnere mich noch genau an meine Eindrücke damals beim Hineinfahren in das Dorf. Ich war erst zehn Jahre alt. Die Straße führte vorbei an einer Dorfkirche in einer großen Kurve einen Hügel hinauf. Es roch nach Bauernhof. Die dörfliche Atmosphäre beeindruckte mich. Aber die lauwarme Milch frisch von der Kuh, zu der meine Mutter uns Kinder in diesen Ferien täglich überreden wollte, lehnte ich entschieden ab. „Die schmeckt aber lecker“, hieß es.
Leider beginnt es schon langsam zu dämmern, als wir in den Ort Rieden hineinfahren. Die bergauf führende Straße gibt es noch. Aber sonst erkenne ich nichts wieder. Das Dorf ist viel größer als damals. Wir fahren einmal diese Straße hinauf, wenden und fahren wieder hinab. Wir sehen ein Hinweisschild zur Touristeninformation. Wir stellen den Wagen vor dem Gebäude ab. Es ist 17:05 Uhr. Seit fünf Minuten hat das Büro geschlossen. In einen Vorraum mit Prospekten kann man noch eintreten. Von dort führt eine Treppe zu anderen Einrichtungen der Gemeindeverwaltung hinauf. Wir hören im oberen Geschoss Stimmen und steigen die Treppe hoch. Dort begrüßt uns eine blonde Dame sehr freundlich. Ich erzähle ihr, dass ich in Rieden vor über 50 Jahren als Kind mit meiner Familie einen Sommerurlaub verbracht hätte. Wir hätten im Dreimäderlhaus gewohnt. Sie kennt das Gästehaus. Das gebe es noch immer. Damals sei es ja wirklich von drei Mädels geführt worden, von drei Schwestern. Die lebten aber alle drei nicht mehr. Die Tochter der einen Schwester habe das Haus geerbt und es später verpachtet. Der Pächter betreibe es weiterhin als Ferienpension. Sie erklärt uns noch, wo wir das Haus finden. Ich frage auch nach einem Fußweg zum Forggensee. Sie erklärt ihn uns. Man gehe etwa 20 Minuten. Wir müssten uns aber sputen, denn schon bald würde es dunkel sein. Wir bedanken uns herzlich und verabschieden uns. Sie legt uns dringend nahe, noch einmal bei Sonnenschein zurückzukehren. Schon übermorgen sei es mit dem schlechten Wetter vorbei. Wir finden das Wetter gar nicht so schlecht. Schließlich hatten wir uns doch den Schnee ersehnt.
Wir lassen den Wagen auf dem Parkplatz der Touristeninformation stehen und gehen die Straße hinunter zu der Stelle, die uns beschrieben worden ist. Und da sehen wir es auch schon, das Dreimäderlhaus. Es liegt ein wenig zurückgesetzt von der Straße. Ich fotografiere es von hier aus und gehe auch noch näher heran bis auf einen Gästeparkplatz vor dem Haus, um das Haus auch noch frontal aufzunehmen. Plötzlich reißt jemand die Tür auf und spricht uns böse an. Ein Herr mittleren Alters empört sich darüber, dass wir sein Haus fotografieren. Ich bitte ihn um Entschuldigung und erzähle ihm von meinen Erinnerungen von vor 50 Jahren. Ich frage ihn, ob er der Pächter der Pension sei. Er bestätigt das. Die drei Schwestern, denen das Haus gehört hatte, scheint er nicht gekannt zu haben. Überhaupt ist er nicht sehr mitteilsam. Ich frage ihn, ob er mir denn jetzt erlaube, das Haus zu fotografieren. Er nickt.
Wir kehren zur Straße zurück und begeben uns auf den Fußweg zum Forggensee. Fast jeden Tag damals im Jahre 1962 waren wir diesen Weg zu Fuß gegangen, um den Tag am Forggensee zu verbringen. Ich erinnere mich genau. Der Pfad führte weit durch Wiesen und Felder. Mein Bruder war erst vier Jahr alt und wollte nicht den ganzen langen Weg alleine laufen. Er schimpfte, wenn es ihm zu viel wurde. Mein Vater setzte ihn dann auf seine Schultern und trug ihn bis ans Wasser.
Eine kleine Fußgängerunterführung führt uns unter der Bundestraße hindurch, die den Ort Rieden vom Forggensee trennt. Dann geht es ein Stück an der Straße entlang bis ein Hinweisschild uns nach links abbiegen lässt. Kurze Zeit später wenden wir uns den Hinweisen folgend nach rechts in eine Sackgasse, an der drei größere Firmen angesiedelt sind. Am Ende der Straße schließt sich ein kurzer Fußweg an, der einem tief unter uns liegenden Bachlauf folgt und schließlich steil nach unten führt. Am momentan nicht vorhandenen Ufer des leergelaufenen Forggensees endet er. In der Düsternis der späten Stunde wirkt das Gelände vollkommen trostlos auf mich. Überall in der riesigen matschigen Fläche haben sich kleine schmutzige Tümpel gebildet. Nichts erinnert mich an damals, auch nicht der Fußweg hierher. Alles ist völlig anders. Vielleicht sollten wir tatsächlich noch einmal bei Sonnenschein wieder kommen.
Als wir Rieden wieder erreichen, ist es bereits ganz dunkel. Durch die Kirchenfenster der Pfarrkirche leuchtet ein schwaches Licht. Vielleicht haben wir Glück und die Kirche ist geöffnet. Die erste Pforte, an der wir es versuchen, ist geschlossen. Aber auf der Seite gegenüber lässt sich die Tür öffnen. Nur ganz hinten unter der Orgelempore ist ein schwaches Licht eingeschaltet. Es gibt nur einen Schalter. Beim Versuch, mehr Licht zu machen, schalten wir dieses einzige Licht auch noch aus. Aber trotz der Dunkelheit erkennen wir die prächtige barocke Ausstattung des Innenraums. Auch hier würde sich ein Besuch bei Licht lohnen.
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Liebe Alice,
Deine Urlaubsgeschichten inspirieren uns, dort mal im Sommer
hinzufahren, zumal es nicht sehr weit von Schongau ist…….dort kennen
wir den Bürgermeister sehr gut!😉
Liebe Grüße, Mechthild u Onkel Wolfgang
Liebe Mama,
das Milchtrauma hast Du dann ja erfolgreich an uns weitergegeben….
Dass Du Dich so gut an den Ort erinnern kannst! Das könnte ich nicht.
Wir wünschen Euch einen schönen Urlaub.
Küsschen Ev