Die Bellapais-Abtei

Bellapais-Abtei in Nordzypern

Mittwoch, der 7.3.2018

Auf dem Programm für den heutigen Tag steht die Bellapais-Abtei, der Besuch eines Schmuckunternehmens, die Altstadt von Girne/Kyrenia mit der Festung und dem Hafen sowie der Besuch eines Lederhauses. Ein wenig Kopfzerbrechen macht mir die Tatsache, dass heute gleich zwei Firmenbesuche anstehen. Ich erinnere mich noch zu gut an meine Qualen im Teppichhaus. Ich weiß nicht, ob ich den Verführungskünsten des hervorragend geschulten Personals noch einmal widerstehen kann. Jetzt nähern wir uns aber erst einmal der berühmten Bellapais-Abtei, die als die schönste und besterhaltene Klosterruine des Morgenlandes gilt wie wir von unserem Reiseführer Selim erfahren. Ballapais bedeute so viel wie „Schöner Frieden“. Gegründet wurde die Abtei im 12. Jahrhundert von Augustinermönchen. Später übernahm der Orden die Bräuche der Prämonstratenser an. Der Bau der Klosterkirche folgte im 13. Jahrhundert. Die restlichen Gebäude stammen aus dem 14. Jahrhundert. Besonders gut erhalten ist das Refektorium, das heute als Konzertsaal genutzt wird. Seine Akustik gilt als die beste aller Konzertsälen Zyperns. Nach der osmanischen Eroberung 1570/71 fiel die Klosteranlage an die orthodoxe Kirche und wurde seither nicht mehr bewohnt.

Von Girne bis zu dem kleinen Bergdorf Beylerbeyi, neben dem sich die gotische Klosterruine auf einem Felsvorsprung des Kyreniagebirges erhebt, sind es nur wenige Kilometer. Das Dorf ist durch das Reisebuch „Bittere Limonen“ des englischen Schriftstellers Laurence Durrell berühmt geworden, der hier in den 1950er Jahren eine Weile gewohnt und an seinem Buch geschrieben hat. Er erwähnt darin auch einen Maulbeerfeigenbaum auf dem Vorplatz des Klosters, der von den Dorfbewohnern „Baum des Müßiggangs“ genannt wird. Sein Schatten mache unfähig zu ernsthafter Arbeit. Selim erzählt uns all das schon während der Busfahrt. Den Baum gebe es immer noch, zumindest stehe an derselben Stelle ein neu gepflanzter Maulbeerfeigenbaum, dem derselbe Ruf anhafte. Der Baum symbolisiere die legendäre zypriotische Gelassenheit.

Der Weg zu der Klosteranlage führt uns auf einer engen Gasse durch das Dorf Beylerbeyi. An den Hauseingängen und Balkonen beeindrucken uns die vielen Kübel und Töpfe voller prächtig blühender Pflanzen. Katzen huschen vor unseren Füßen über die Straße, Hühnergackern und Hundegebell dringt aus den Hinterhöfen an unser Ohr. Dann biegen wir nach links ab und stehen unerwartet vor dem massiven hochaufragenden Klostergemäuer der Bellapais-Abtei, das sich eindrucksvoll abhebt von der mediterranen Kulisse aus Bergen und Meer. Wir durchwandern einzeln das Klostergelände und lassen uns faszinieren von den imposanten Gewölben, dem gut erhaltenen Kreuzgang und den vielen Spitzbogenfenstern, die immer wieder einen Durchblick in die Ferne oder in den Klosterinnenhof mit seinen riesigen alten Zypressen gewähren.

Blick in den Innenhof der Bellapais-Abtei

Neben dem Kloster lädt ein „Kaffeegarten“ zum attraktiven Sitzen ein. Dort lassen wir den interessanten Besuch der Klosterruine bei einer Tasse Kaffee ausklingen. Die Dame, die mit ihrer Mutter reist, setzt sich mit der Mutter zu uns an den Tisch. Wir freuen uns, sie auch einmal näher kennenlernen zu dürfen. Sie gehört zu den jüngeren Mitreisenden und ist uns schon in den ersten Tagen durch ihr hellblondes Haar und ihr lebensfrohes Wesen aufgefallen. Wir erfahren, dass sie Susanne heißt und alleinerziehende Mutter von drei Kindern ist. Ihre Mutter stellt sich uns auch mit ihrem Vornamen vor. Sie heißt Gertrud. Mutter und Tochter scheinen sich ausgesprochen gut zu verstehen. Gertrud schwärmt von ihren drei wunderschönen Enkelkindern. Noch ein Paar setzt sich zu uns an den Gartentisch, Ulla und Fred aus Münster. Die beiden hatten wir schon im Shuttlebus auf der Rückfahrt von Girne zum Hotel Onar kennengelernt. Auch sie schwärmen von ihren Enkelkindern. Von ihren drei Kindern haben sie insgesamt sieben Enkel. Fred berichtet, der Jüngste sei fünf Jahre alt und teile mit ihm die Liebe zu Mineralien. Er wünsche sich schon jetzt, zu Weihnachten einen bestimmten Edelstein geschenkt zu bekommen. Fred musste den Stein sogar schon in Geschenkpapier wickeln und der Kleine habe darauf bestanden, dass auch noch eine Schleife darum gebunden wird. Wir freuen uns an diesen Geschichten und genießen unser momentanes Sein in netter Gesellschaft und grandioser Umgebung.

Blick von der Bellapais-Abtei auf Kyrenia

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