Das Ökodorf Büyükkonuk

Büyükkonuk

Das Ökodorf Büyükkonuk ist ein Dorf auf der langgestreckten schmalen Halbinsel Karpas in Nordzypern, das durch ein Kulturprojekt der EU restauriert wurde. Es liegt von der steinigen Nordwestküste fast ebenso weit entfernt wie von den Sandstränden der Südostküste. Auf kleinen Feldern werden hier in konventioneller Anbauweise einheimische Agrarprodukte in hoher Qualität erzeugt. Die Bauern und Handwerksbetriebe des Ökodorfes haben sich zu einer Kooperative zusammengeschlossen. Alle Einnahmen kommen in einen Topf. Durch das Dorf führt eine Straße, die am Ortseingang links und rechts von Verkaufsständen gesäumt ist, an denen hochwertige landwirtschaftliche und traditionelle handwerkliche Produkte angeboten werden. So gibt es z.B. Olivenöl, Schwarzolivenöl, Johannisbrot, Honig, Wein, Seifen, Stickereien, Holzarbeiten und vieles mehr. Selim hatte uns schon im Bus erklärt, was es mit dem Schwarzolivenöl auf sich hat. Es hat seinen Namen nicht daher, dass es aus schwarzen Oliven hergestellt wird. Das Besondere am Schwarzolivenöl ist die Herstellungsweise. Vergleichbar der Beerenauslese beim Wein wird das Schwarzolivenöl aus extrem lange gereiften und anschließend sonnengetrockneten Oliven hergestellt, die kalt gepresst werden. Das Ergebnis ist ein vorzügliches Öl höchster Qualität. Wir kaufen vier von diesen besonderen Fläschchen als Mitbringsel für zu Hause.

Anschließend durchstreifen wir den kleinen Ort und entdecken in einem Hinterhof, der eher einer Müllhalde gleicht, eine uralte steinerne Kirche, die offensichtlich nicht mehr als Gotteshaus dient. Wir gehen hinein und schauen uns ein wenig um in dem verlassenen Gemäuer. Zurück auf der einzigen Straße des Ortes passieren wir eine riesige historische Olivenpresse und gelangen schon bald an das andere Ende des Dorfes, wo ebenfalls Verkaufsstände aufgebaut sind. Wir kommen mit einem älteren Zyprioten ins Gespräch, der dort verkauft. Er spricht sehr gut Deutsch. Er erzählt uns, dass er vor 40 Jahren in München Betriebswirtschaft studiert hatte. Wir fragen ihn, ob er nicht längst in Rente sei. In Zypern müsse man doch nur 25 Jahre arbeiten. Er lacht und erklärt, er habe sogar drei Renten, eine aus der Türkei, eine aus England und eine griechische. Er sei nämlich griechisch-zypriotisch. In Nordzypern sei niemand arm. Der türkische Staat verschenke zudem große Grundstücke, damit darauf etwas entstehe. Er müsse nicht mehr arbeiten. Er habe genug zum Leben. Aber es mache ihm Freude, auf dem Markt zu stehen und am Dorfleben teilzuhaben.

Für 16:00 Uhr sind wir wieder am Bus verabredet. Bis dahin haben wir noch eine halbe Stunde Zeit. Wir setzen uns auf eine Bank unter eine Paulownia, einen wunderschön blühenden Baum mit weißen glockenförmigen Vielfachblüten, die später rosa werden, wie wir von Selim erfahren. Andreas und Bert setzen sich zu uns und wir genießen gemeinsam die Atmosphäre der Gelassenheit und die wärmenden Sonnenstrahlen.

Der heutige Abend ist der letzte Abend im Salamis Bay Conti Hotel. Wieder nehmen wir unsere Abendmahlzeit in dem riesigen Speisesaal ein, der eher einer Kantine als einem Restaurant ähnelt. Viele Hotelgäste verhalten sich jedoch so, als speisten sie in einem vornehmen Lokal. Ich beobachte einige Herrschaften, die in feiner Garderobe und aufrechter Haltung wie auf einer Bühne auftreten. Ich sehe aber auch die anderen Urlauber, die nicht die Vorstellung haben, für den geringen Preis einen Luxusurlaub erhalten zu haben, sondern die einfach nur zum Essen erscheinen. Sie sehen eher unauffällig aus, alltäglich. Und dann beobachte ich die Kellner, besonders die zwei, die schon vom ersten Tag an für uns zuständig waren. Sie bedienen jeden einzelnen voller Hochachtung und Aufmerksamkeit. Ein jeder zählt für sie gleich, ob elegant oder alltäglich, ob jung oder alt. Das imponiert mir und erfüllt mich mit Anerkennung.

Historische Olivenpresse in Büyükkonuk

2 Gedanken zu „Das Ökodorf Büyükkonuk

  1. Hallo,
    Meine Eltern waren Anfang dieses Jahres dort und haben eine Aloe Vera Creme mitgebracht.
    Haben Sie Kontakte zu den Bewohnern bzw. wissen Sie, ob sie die Cremen versenden?
    Ganz liebe Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.