Obwohl es ausdrücklich heißt, unsere Reise sei eine Studienreise und kein Badeurlaub, ist für heute ein kurzer Badestopp vorgesehen. Der Golden Beach lädt geradezu ein zu einem Besuch. Der kilometerlange meist menschenleere Strand mit seinem goldglänzenden Sand und seinen hohen Sanddünen gilt als der schönste Strand von Nordzypern. Jedes Jahr von Juni bis August kommen zwei Arten von Meeresschildkröten hierher und legen ihre Eier im Sand ab, wo sie von der Sonne ausgebrütet werden, nämlich die seltene Grüne Meeresschildkröte, auch Suppenschildkröte genannt, und die Unechte Karettschildkröte „Caretta caretta“. Es heißt, wenn wir Glück hätten, könnten wir ihre Spuren noch sehen im Sand des Golden Beach.
Vom Busparkplatz aus wandern wir mit der ganzen Reisegruppe auf einem mit Holzplanken befestigten Weg durch das Dünengelände bis an den Rand des Wassers. Wir streifen Schuhe und Strümpfe ab und betreten den feinen goldenen Sand. Außer mir hat nur Ingrid, meine Busnachbarin, Badekleidung mitgebracht. Wir legen unsere Sportbadeanzüge an und begeben uns ohne fröstelndes Zögern hinein in die flachen Wellen. Das Wasser erscheint uns recht kalt. Es hat 18°. Nach wenigen Schwimmzügen schon haben wir uns daran gewöhnt und schwimmen um die Wette in Richtung offenes Meer. Die anderen Mitreisenden schauen uns bewundernd nach. Wir halten es viele Minuten lang aus in dem erfrischenden Wellenbad, kehren dann jedoch an den Strand zurück, um die anderen nicht so lange warten zu lassen. Dort werden wir mit großem Hallo und anerkennenden Worten in Empfang genommen. So mancher bedauert es jetzt, die Badesachen nicht mitgenommen zu haben zum heutigen Ausflug .
Für den Mittag hat Selim in einem Restaurant am Meer ein sog. Fixmenü für uns vorbestellt. Wir konnten schon gestern zwischen Dorade, Hähnchen, Köfte und einem vegetarischen Gericht wählen. Unsere reservierten Plätze befinden sich in einem sonnendurchfluteten wintergartenähnlichen Anbau, der direkt ans Wasser grenzt. Wir freuen uns, dass Selim diesen Anbau für uns reserviert hat. Denn die Tische im Hauptgebäude sind nicht nur unüberschaubar zahlreich, sie haben auch nur einen sehr indirekten Meeresblick. Ein Reisebus nach dem anderen taucht hier auf und die vielen Plätze füllen sich mehr und mehr. Wir treten in unseren Wintergarten ein und erkennen sofort, wie gut organisiert hier die Bewirtung funktioniert. Die Tische sind schon eingedeckt und die Vorsuppe ist bereits serviert. Wir setzen uns an einen der Vierertische am Fenster. Ingrid und Peter, unsere Sitznachbarn aus dem Bus, setzen sich zu uns. Wir lassen uns die Suppe munden und kommen dabei ins Gespräch. Die beiden sind schon seit einiger Zeit im Ruhestand und genießen das sehr. Ingrid vertraut uns an, dass sie leidenschaftlich gerne im Meer schwimmt. Sie nennt sich „Nordseeschwimmerin“. Bei ihren regelmäßigen Hollandurlauben geht sie jeden Morgen schon vor dem Frühstück in der Nordsee ein Schwimmpensum absolvieren. Wir erfahren, dass sie diejenige ist, die schon am Ankunftsabend im Meer gebadet hatte. Für unseren Freund Bert wird sie nur noch „die Kampfschwimmerin“ heißen. Schon bald nach der Suppe wird das Hauptgericht gereicht. Johannes hat wie so oft die Dorade gewählt. Meine Schwester, wäre sie jetzt bei uns, würde sagen: „Johannes doradisiert wieder“. Wir anderen erhalten ebenfalls unser vorbestelltes Gericht. Auch das funktioniert reibungslos. Zu jedem Gericht gehört noch ein Salat. Zum Abschluss der Mahlzeit gibt es eine türkische Nachspeise und ein Glas Raki. Ich bestelle mir fatalerweise zusätzlich einen türkischen Mokka. Als er mir über Johannes hinweg herübergereicht wird, nehme ich ihn mit beiden Händen an die Untertasse greifend entgegen. Die Tasse schwankt und ergießt sich auf das soeben erst vom Blut gereinigte Seidentop und die weiße Jeans. Der Schmerz durch die heiße Flüssigkeit macht mir weniger aus als der Ärger über die Ungeschicklichkeit und die unübersehbare Verunreinigung. Da zieht Ingrid ein großes blau-schwarz gemustertes Tuch aus ihrer Handtasche und reicht es mir zum Kaschieren der Flecken. Nachdem sie gestern in der Selimyemoschee in Nikosia ein „versifftes“ Kopftuch hatte anlegen müssen, hat sie heute für alle Fälle ein eigenes Tuch mitgenommen. Ich bin sehr dankbar und froh, dass ich mich mit dem als Schürze umgebundenenTuch einigermaßen wieder sehen lassen kann. Immerhin haben wir noch einen Programmpunkt vor uns: das Ökodorf Büyükkonuk.
I’ve been absent for some time, but now I remember why I used to love this blog. Thanks, I’ll try and check back more often. How frequently you update your web site?
Danke für die Frage und das Interesse an meiner Seite! Ich veröffentliche bisher sehr unregelmäßig. Meistens lade ich nach einem Urlaub neue Texte hoch. Ich habe mir aber vorgenommen, demnächst spätestens alle zwei Wochen etwas hochzuladen.