Nikosia Altstadt 2

Selimiye-Moschee Nikosia

Wir setzen unsere Besichtigungstour durch die Altstadt von Nikosia fort. Eine Sehenswürdigkeit besuchen wir noch gemeinsam bevor wir zu individuellen Streifzügen in die Stadt  ausschwärmen werden. Es handelt sich um die Selimyemoschee, die ursprünglich eine christliche Kathedrale gewesen ist, die Kathedrale Hagia Sophia. Das Bauwerk gilt als Meisterwerk des gotischen Kirchenbaus. Viele Könige von Zypern wurden hier gekrönt. 1571 wurde die Kirche von den Türken in eine Moschee umgewandelt. Außerhalb der Gebetszeiten ist es den Touristen erlaubt, sie zu betreten. Selim zeigt uns noch die Nikolauskirche, die sich gleich neben der Moschee befindet. Sie sei heute in erster Linie Schauplatz für die Vorführungen der tanzenden Derwische. Dann verabschiedet er uns und nennt uns Zeit und Ort des Wiederzusammentreffens. Er weist uns noch auf den blauen Streifen am Boden hin, der von überall her in der Stadt zum Grenzübergang führt.

Ich beschließe, in die Moschee hineinzugehen. Am Eingang werden die Schuhe ausgezogen und in einem Holzregal abgestellt. Für Frauen herrscht Kopftuchpflicht. Eine freundliche Muslima hält mir beim Betreten des Innenraums einen großen Korb mit Tüchern entgegen. Ich wähle ein Tuch in schwarz aus und bedecke damit mein Haar. Nach dem lauten Getöse der lebendigen Altstadt draußen empfinde ich die Stille und weiße Weite des riesigen Innenraumes als wohltuend und erlösend. Mit allen Sinnen nehme ich die Eindrücke in mich auf. Meine nackten Füße sinken ein in den samtig-weichen leuchtend roten Teppichboden, mit dem der gesamte Innenraum ausgelegt ist. Weiße Säulen tragen ein schneeweißes hohes Kreuzrippengewölbe, von dem prächtige Kronleuchter herabhängen. Durch hohe helle Fenster dringt das Sonnenlicht herein. Der Raum ist gänzlich leer und erinnert gar nicht mehr an einen Kirchenraum. Außer mir bewegen sich noch einige andere Touristen lautlos und langsam durch den Raum, um die wenigen betenden Muslime, die in gebeugter Gebetshaltung am Rande des Raumes am Boden knien, nicht zu stören. Ich bleibe lange stehen und lasse die Atmosphäre der Transzendenz auf mich wirken. Draußen treffe ich wieder auf Johannes. Wir haben etwa zweieinhalb Stunden Zeit, auf eigene Faust die Altstadt von Nikosia zu erobern. Da wir uns gerade unweit vom Grenzübergang in den südlichen Teil der Stadt befinden, beschließen wir, uns zuerst das griechisch-zypriotische Nikosia anzuschauen. Wir hatten von langen Schlangen gehört, die sich bei der Grenzkontrolle bilden sollen. Umso erfreuter sind wir, ohne Wartezeit die Grenze passieren zu können. Wir gelangen in eine enge mit dreieckigen bunten Sonnensegeln überspannte Ladenstraße, die wie ein Bazar auf uns wirkt. Vor jedem Laden sind überquellende Warentische aufgebaut. Die Menschenmenge drängt langsam durch die Gasse. Wir durchstreifen eine ganze Weile das Altstadtzentrum. Überall stoßen wir auf Souvenirläden, Kunsthandwerker, kleine Cafés und Restaurants mit Außengastronomie. Unsere Mittagsmahlzeit möchten wir lieber im türkisch-zypriotischen Nordteil der Stadt einnehmen. Selim hatte uns einige Restauranttipps gegeben. Wir passieren wieder ohne Wartezeit den Grenzübergang und machen uns auf die Suche nach einem schönen Lokal mit sonnigen Plätzen unter freiem Himmel.

Tatsächlich finden wir ein Restaurant, das uns gefällt. Kaum sitzen wir an unserem Tisch, sehen wir Andreas und seinen Begleiter Bert vorbeikommen. Schon entdeckt Andreas auch uns und die beiden treten freudig an unseren Tisch. Wir laden sie ein, sich zu uns zu setzen. Andreas möchte seinen Appetit für das üppige Abendessen im Hotel aufsparen und bestellt nur ein Getränk. Wir anderen aber wählen ein wunderbar schmackhaftes türkisches Fischgericht. Es ist herrlich, im März schon unter freiem Himmel speisen zu können. Der eigentliche Genuss aber ist es, in netter Gesellschaft zu sitzen und angeregte Gespräche zu führen. Ich vertraue den beiden mein „Asio“-Erlebnis (siehe „Beginn der Zypernreise“) an und zu meiner großen Freude hat Andreas ein ganz aktuelles vergleichbares Erlebnis zu erzählen. Wir hätten als große Gruppe bei unserem Besichtigungsgang durch Nikosia sehr eng zusammengestanden, um einem Vortrag von Selim zu lauschen. Er, der ganz am Rande der Gruppe gestanden hätte, sei so bedrängt worden, dass er in ein bereits völlig ausgetretenes Beet hätte ausweichen müssen. Ein Mitreisender hätte ihn daraufhin scharf gemaßregelt und des Fehlverhaltens bezichtigt. Und das sei ausgerechnet ein Herr gewesen, der mit seinem dauernden Rauchen ständig seine Mitmenschen belästige. Andreas bestätigte mir, wie sehr einem ein solches Erlebnis nachgehe. Das gefiel mir, diese Übereinstimmung und die Wendung ins Allgemeingültige.


Nikosia Altstadt Süd

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