
Unser blauer Bus bringt uns weiter zum nächsten Besichtigungspunkt. Nicht weit entfernt von Salamis befindet sich das Kloster St. Barnabas mit der Grabstätte des Nationalheiligen von Zypern, der hier als Märtyrer gestorben ist. Die Anlage besteht aus dem Klostergebäude mit der Klosterkirche, das heute ein Museum für Ikonen und Archäologie beherbergt, und der Grabkirche des heiligen Barnabas. Mitten auf dem Klostervorplatz versammelt uns unser Reiseleiter unter einem Myrtenbaum. Bevor er sich der Geschichte des heiligen Barnabas widmet, erzählt er uns den Mythos von Aphrodite, die hier aus der Muschel geboren worden sein soll, und den Mythos des aus einem Myrtenbaum hervorgegangenen Adonis, dem späteren Geliebten Aphrodites.
Anschließend erfahren wir einiges über das Leben des heiligen Barnabas. Barnabas wurde als Jude in Salamis geboren. Er soll ein Cousin des Evangelisten Markus gewesen sein. Barnabas begegnete Jesus Christus während einer Reise nach Palästina und folgte ihm nach. Er wurde in den erweiterten Kreis der Apostel berufen. Später begleitete er den Apostel Paulus auf vielen seiner Missionsreisen. Auch nach Zypern kam er mit Paulus, um die dort lebenden Juden zum Christentum zu bekehren. Barnabas war auch Teilnehmer des berühmten Apostelkonzils in Jerusalem, auf dem entschieden wurde, dass Heiden sich nicht erst beschneiden lassen müssen, um Christen werden zu können.
Alten Quellen zufolge soll Barnabas an diesem Ort, an dem jetzt das Kloster steht, als Märtyrer gestorben sein. Man hat ihn gesteinigt und verbrannt. Sein Leichnam wurde mit einer Abschrift des Matthäus-Evangeliums unter einem Baum begraben. Im 5. Jh. nach Christus wurde dieses Grab wiederentdeckt. Der zypriotische Erzbischof Anthemios soll einer Legende nach einen Traum gehabt haben, in dem ihm der heilige Barnabas persönlich mitteilte, wo seine Reliquien liegen. Tatsächlich fand man den Leichnam an der angegebenen Stelle mit einer Marmorbibel auf der Brust. Anthemios brachte die Bibel nach Konstantinopel und verehrte sie dem Kaiser. Dieser gewährte daraufhin dem Erzbischof von Zypern Privilegien und Unterstützung für den Bau des Klosters zu Ehren des heiligen Barnabas. Das Grab des Barnabas befindet sich in der Krypta links neben dem Grab von Nikokreon, dem König von Zypern, der Selbstmord beging.
Angefüllt mit reichem Hintergrundwissen wandeln wir nun individuell durch die alten Gemäuer und den Klostergarten. Der Hauch der Geschichte, die großartige Klosterarchitektur, die südliche Sonne und die exotischen Blumen und Bäume berauschen uns. Es ist schön, hier zu sein. Durch die Öffnungen des Bogengangs bieten sich immer wieder malerische Ausblicke auf die Klosterkirche und den Klostergarten mit seinen Palmen, Lorbeerbäumen und Johannisbrotbäumen. Langsam lernen wir die Mitreisenden besser kennen und wechseln hier und da ein paar Worte. Meine vier speziellen Freundinnen isolieren sich ein wenig. Sie scheinen den Kontakt mit den anderen nicht zu suchen.
