Wir treffen erst gegen 20:45 Uhr im Salamis Bay Conti Hotel ein. Da das Abendbuffet schon um 21:30 Uhr schließt, müssen wir uns jetzt sehr beeilen. Selim hatte uns geraten, das Gepäck zunächst im Bus zu lassen und zuerst die Zimmerkarte zu holen. In der Eingangshalle des Hotels werden wir mit einem erfrischenden Begrüßungsgetränk empfangen. Es geht alles erstaunlich schnell, obwohl unsere Reisegruppe so groß ist. Außer der Zimmerkarte erhalten wir je ein blaues Bändchen, das eng um das Handgelenk geklemmt wird. Es berechtig zum Essen im Speisesaal. Wer für 12 Euro das Hotelangebot wahrnehmen möchte, täglich zwischen 16 Uhr und 0:00 Uhr unlimitiert Kaffee, Kuchen, Tee, Wellness, Alkoholika, Mineralwasser aus der Minibar, Sauna und Swimmingpool zu beanspruchen, tauscht sein blaues Bändchen ein gegen eines in lila. Wir entschließen uns dazu und müssen noch einmal an der Hotelrezeption dafür anstehen. Das blaue Bändchen wird abgeschnitten und das Bändchen in lila wird wieder ganz eng um unser Handgelenk geschlossen. Wir können es nicht selbst entfernen ohne es zu zerstören. Mit dieser Kennzeichnung werden wir also auch überall außerhalb der Reisegruppe als Gruppenreisende erkennbar sein. Diese Vorstellung erzeugt in mir ein kleines Missbehagen. Später gelingt es mir, das Bändchen abzustreifen und bei Bedarf wieder überzustreifen.
Inzwischen haben wir kaum noch Zeit, unser Abendessen einzunehmen. Wir suchen uns schnell einen Tisch in dem riesigen Speiseraum. Umgehend erscheint ein Kellner an unserem Tisch und fragt nach unseren Getränkewünschen. Schon heute Abend bewährt sich das lila Bändchen und wir können Getränke nach Herzenslust bestellen. Die Bedienung funktioniert reibungslos und im Nu steht ein gut gezapftes Pils vor mir und ein Glas Weißwein vor Johannes. Das Buffet ist noch sehr reichhaltig bestückt trotz der späten Stunde. Viele türkische Spezialitäten im Vorspeisenbereich, bei den Hauptgerichten verschiedene Gemüsesorten, Fleischsorten, Fisch und wieder in einem gesonderten Bereich unzählige attraktive Nachspeisen. Es schmeckt uns alles hervorragend.
Wir holen unser Gepäck am Bus ab und gehen hinüber zu dem Nebengebäude, in dem sich unser Zimmer mit der Nummer 3607 befindet. Der Weg führt uns durch ein vom Vollmond beschienenes Gelände mit einem riesigen geschwungenen Swimmingpool. Der Weg ist von Lautsprechern gesäumt, die einen Klangteppich anregender Jazzmusik auf die nächtliche Kulisse legen. Überall blühen schon Frühlingsblumen in üppig bepflanzten Beeten. Wir gehen auf einen riesigen Betonbau mit etwa zehn Stockwerken zu. Ich verspreche mir aufgrund der extrem niedrigen Reisekosten nicht allzu viel Luxus von unserem Zimmer, das wir in den nächsten drei Tagen bewohnen werden. Wir lassen uns von dem Lift in die 6. Etage befördern und betreten unser Zimmer. Ich entdecke sofort den Balkon auf der gegenüber liegenden Seite, schreite durch den sehr schön eingerichteten Raum und öffne erwartungsvoll die Tür. Draußen bietet sich mir ein atemberaubender Blick dar. Wir schauen von unserem Balkon aus direkt aufs Meer. Der Vollmond steht hoch über der glatten Wasserfläche und bildet eine schimmernde Lichtstraße, die natürlich genau auf uns zuläuft. Weiter rechts sehen wir in der Ferne die Lichter von Famagusta. Ich bin begeistert. Es treibt mich unwiderstehlich, noch ein wenig am vollmondbeschienenen Strand spazieren zu gehen. Wir lassen das Gepäck unausgepackt stehen und begeben uns wieder nach unten. Nur wenige Schritte und wir befinden uns am Meer. Überall auf dem breiten Sandstreifen sind Strandliegen aufgestellt. Wir strecken uns auf zweien von den Liegen aus und schauen hinauf in den mondüberstrahlten Sternenhimmel. Wir genießen das Rauschen und den Geruch des Meeres, die milde Luft und den Blick in die Unendlichkeit des Universums. In diesem Moment erst kommen wir wirklich an in unserem Urlaub. Erstaunlich wenige Mitreisende nutzen ebenfalls den Abend für einen Strandspaziergang. Ich streife die Schuhe und die Socken ab und gehe über den kühlen feinen Sand ein Stück ins Wasser hinein. Es ist nicht sehr kalt. Das Mittelmeer soll hier, wie wir später erfahren werden, im März nicht kälter sein als die Ostsee im Sommer. Ich freue mich schon darauf, in den nächsten Tagen im Meer zu schwimmen.
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