Die Ruhr bei Meschede

Fünfte Etappe von Arnsberg bis Bestwig (21.05.2025)

Strahlend blauer Himmel erwartet uns beim Aufwachen in unserer geräumigen Ferienwohnung. Wir decken den langen Holztisch in unserer Wohnküche ein und frühstücken und genüsslich unsere gestern Abend eingekauften Lebensmittel. Wir bereiten uns noch ein Proviantbrötchen für unterwegs und brechen auf die nächste Etappe auf. Unser heutiges Ziel ist das Bergkloster Bestwig, in dessen Gästehaus wir ein Mehrbettzimmer mit Bad gebucht haben. Die Auswahl an noch freien Unterkünften war diesmal sehr begrenzt. Beladen mit unseren vielen Taschen steigen wir die Treppe hinab. Unten werden wir herzlich von unserer Vermieterin empfangen, während hinter ihrer geschlossenen Wohnungstür wieder wildes Bellen zu hören ist. Sie begleitet uns noch zur Garage und verabschiedet sich von uns mit guten Wünschen für die heutige Etappe.

Blick auf Arnsberg vom Ruhrtalradweg aus

Nach wenigen Minuten erreichen wir wieder den Ruhrradweg, der unmittelbar neben der Ruhrschleife von Arnsberg verläuft. Links oben auf der anderen Ruhrseite sehen wir die Altstadt liegen. Als wir nach 20 Minuten immer noch links oben markante Altstadtgebäude erblicken, wundern wir uns zunächst, warum wir überhaupt nicht weiterkommen. Aber das Phänomen erklärt sich natürlich durch die enge Schleife, in der der Fluss die Stadt Arnsberg umkurvt.

Die Ruhr bei Arnsberg (Naturschutzgebiet Eichholz)

Der weitere Weg führt sehr abwechslungsreich mal durch kleine Wäldchen, mal durch Felder. Bei dem Ort Oeventrop fällt uns auf, dass wir vergessen haben, unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Wir passieren gerade eine Tankstelle, bei der wir uns mit frischem Mineralwasser versorgen können. Danach gelangen wir in ein idyllisches Flusstal, das als „Landschaftsschutzgebiet Ruhraue“ ausgewiesen wird. Bald stoßen wir auf eine Strecke mit lauter Kunstwerken am Wegesrand, so z.B. eine Reihe von Holzstühlen, die an Zaunpfosten aufgehängt sind. Ein langes Streckenstück ist ganz von einem Netz überzogen wie es oft zu sehen ist, wenn Gefahr durch das Herabstürzen von Felsbrocken besteht. Hier gibt es aber gar keine Felswände. Wir können uns die Funktion dieses Netzes nicht so recht erklären.

Geheimnisvolles Netz über dem Ruhrtalradweg in dem LSG Ruhraue

Lange Zeit geht es auf flachem Wege durch Felder. Wieder einmal verpassen wir einen Hinweis auf das Abknicken des Radweges und landen vor einem riesigen verschlossenen Tor. Inzwischen ist es richtig heiß geworden. Ich ziehe mich kurz um und lege wieder die kurze Hose und mein unverwüstliches Icebreaker-T-Shirt an, das ich schon 2018 auf dem Jakobsweg trug. Natürlich taucht während der intimen Prozedur ein riesiger Lastwagen auf, der durch das Tor fahren möchte. Wir müssen umständlich die Räder beiseitefahren, um Platz zu machen. Das Tor öffnet sich für den Lastwagen und schließt sich gleich hinter ihm wieder. Uns bleibt nichts anderes übrig, als Kehrt zu machen. Selbst Röbi mit seiner unüberwindlichen Aversion gegen das Zurückfahren auf derselben Strecke, muss das einsehen. Er recherchiert bei Komoot, eine Möglichkeit, uns wieder auf den Radweg zu bringen.

Das Wasserbeschaffungswerk Arnsberg versperrt die Weiterfahrt.

Es zeigt sich, dass wir nur ein kurzes Stück zurück fahren müssen, um auf den übersehenen Abzweig zu stoßen. Von dort aus geht es landschaftlich wunderschön einen Berg hinauf. Oben durchqueren wir die Ortschaft Meschede-Freienohl und lassen uns den Berg wieder hinabrollen bis wir wieder auf die Ruhr stoßen. Ähnlich wie bei unserer gestrigen klammähnlichen Strecke verengt sich der Radweg bald und wird von einem Holzgeländer zur steil abfallenden Uferböschung hin gesichert. Diesmal schaffe ich es, ein Foto zu machen. Leider ist die Wegstrecke nicht zu vergleichen mit der gestrigen spektakulären Schlucht.

Ruhrradweg bei Meschede

Inzwischen ist es schon 13:00 Uhr und wir verspüren allmählig Hunger. Zur Zeit befinden wir uns auf einer nicht enden wollenden geraden Strecke direkt neben einer Autostraße. Wir beschließen, bis Meschede, das wir in wenigen Kilometern erreichen werden, auszuhalten und dort nach einer Picknickbank Ausschau zu halten. In Meschede gibt es tatsächlich ein einladendes Plätzchen direkt an der Ruhr mit einem Ensemble von mindesten fünf im Halbkreis aufgestellten Bänken. Auf jeder der Bänke sitzt eine einzelne Person. Wie schön wäre es doch, wenn auch nur eine von ihnen für uns die Bank freimachen würde und sich zu einer der anderen Personen auf deren Bank setzen würde. Ich sage laut zu Röbi und Johannes: „Das wäre der ideale Platz für uns, wenn nicht auf jeder Bank jemand säße.“ Es erhebt sich keiner für uns. Wir fahren weiter. Leider kommt keine einzige Bank mehr. Wir schauen bei google-maps nach, ob es einen Park oder etwas ähnliches gibt in Meschede. Wir werden auch fündig. Der „Grill- und Rastplatz „An der Hünenberg“ wirkt sehr verlockend. Er liegt schön abseits im Grünen. Wir lassen uns navigieren. Schon bald merken wir, dass sich der Weg nicht nur unendlich lange hinzieht, sondern auch die ganze Zeit steil bergauf führt. Nachdem wir schon fast eine halbe Stunde bergauf gefahren sind, sehen wir einen Spielplatz mit Bank am Wegesrand. Kurz entschlossen, halten wir auf der eigentlich etwas zu niedrigen Spielplatzbank unser Mittagspicknick.

Mittagspicknick auf dem Spielplatz „Burgwall“ in Meschede

Nach der erholsamen Mittagspause lassen wir uns nicht wieder hinunterrollen bis an die Ruhr, sondern suchen uns einen Höhenweg nach Bestwig. Auf einer schmalen asphaltierten Landstraße radeln wir gut gelaunt durch die sonnenbeschienene hügelige Landschaft bis plötzlich die Asphaltdecke endet und durch Schotter abgelöst wird. Eine Baustelle! Wir fahren tapfer im Schleichtempo weiter. Ein älterer Herr überholt uns mit seinem normalen Rad und ruft uns zu: „Dahinten wird’s besser! Da ist schon saniert.“ Das tröstet uns und macht uns Mut. Es soll allerdings noch endlos dauern, bis wir endlich wieder die schöne glatte Asphaltdecke unter uns haben.

Eiscafé

In Bestwig angekommen, setzen wir uns erst einmal in ein Eiscafé. Johannes und ich gönnen uns ein Eis in der Waffel, Röbi raucht. Bestwig ist ein langgezogenes Straßendorf ohne besonderen Charme. Das Bergkloster Bestwig, in dem wir übernachten werden, befindet sich am östlichen Ortsrand, erhaben auf halber Höhe des Berghangs. Es beherbergt nicht nur die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, sondern auch ein Berufskolleg. Wir werden sehr freundlich empfangen an der Rezeption und erhalten mit unserem Zimmerschlüssel ausführliche Instruktionen über die Lage unseres Gästehauses, der Frühstücksräume, der Abstellmöglichkeit für unsere E-Bikes sowie der Essens- und Auscheckzeiten.

Blick aus dem Gästehaus des Bergklosters Bestwig auf die Klosterkirche

Nach einem Mittagsschläfchen im Gemeinschaftszimmer erkunden wir das Kloster ein wenig. In unserem Gebäudetrakt befinden sich neben den Gästezimmern auch Gemeinschaftsräume mit Teeküche und Seminarräume. Im angrenzenden Hauptgebäude finden wir die Speisesäle und neben weiteren Seminarräumen auch große Tagungsräume. Wir schauen uns auch die Klosterkirche an, in der leider gerade Staub gesaugt wird, so dass ich das Dona nobis pacem nicht erklingen lassen kann.

Tagungsraum im Kloster Bestwig

Nachdem wir uns einen Eindruck von den weitläufigen Klosterräumlichkeiten verschafft haben, spazieren wir in den Ort hinunter, um ein Restaurant für unsere Abendmalzeit zu finden. Bestwig ist ein unspektakuläres Straßendorf ohne großen Charme. Wir marschieren etwa eineinhalb Kilometer an der lauten Durchgangsstraße entlang, bis wir in einer Seitenstraße ein ansprechendes jugoslawisches Restaurant mit Wintergarten entdecken. Dort lassen wir uns an einem runden Tisch an der Fensterfront nieder, wo wir einen herrlichen Blick in die abendsonnenbeschienene Landschaft genießen. Wir werden von dem sehr freundlichen Gastwirt begrüßt und hervorragend bedient. Als wir später den Rückweg zum Kloster antreten, fängt es schon an zu dämmern. Johannes ist so müde nach dem sportlichen Tag, dass er gleich ins Bett geht. Röbi und ich setzen uns noch mit einem Fläschchen Bier in den Klostergarten auf eine Bank. Dort sitzen und reden wir bis es ganz dunkel ist.

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