Vierte Etappe von Menden bis Arnsberg (20.05.2025)

Wieder starten wir bei blauem Himmel und noch etwas wärmerer Temperatur als gestern in den Tag. Das Frühstück in unserem Mendener Hotel ist eher dürftig. Nur weiße Brötchen, kalte Eier, kein Obst, keine Tomaten oder ähnliche frische Beilagen. Wir brechen früh auf und lassen uns von Röbi wieder mittels Komoot entlang einer herrlichen Strecke führen, die auf ruhigen Landstraßen über Berge und Täler vorbei an Gehöften, einer kleinen Kapelle und der Kirche St. Johannes-Baptist verläuft. Bei Wickede stoßen wir wieder auf den Ruhrtalradweg.

Die Ruhr bei Wickede

Die Ruhr ist hier deutlich schmaler und flacher schon als auf unserer gestrigen Strecke von Hagen bis Menden. Nach Wickede-Hünningen verläuft die Radstrecke ein langes Stück in akustische Nähe einer Bundesstraße. Wir setzen uns trotzdem für ein Raucherpäuschen auf eine Bank. Johannes möchte schon wieder sofort den Mittagsproviant verzehren, obwohl es erst 12 Uhr ist. Er lässt sich vertrösten mit den süßen Brezeln, die wir gestern im Netto für ihn gekauft haben.

Kleine Picknick- und Raucherpause auf dem Ruhrtalradweg bei Wickede

Auf der folgenden Strecke passieren wir ein schluchtähnliches Stück, das an eine Klamm erinnert. Der Radweg ist sehr schmal hier. Auf der rechten Seite schützt uns eine hölzerne Absturzsicherung vor dem Abrutschen in die tief unter uns fließende Ruhr. Ich kann leider aufgrund von entgegenkommenden Radlern nicht anhalten, um ein Foto zu machen. Irgendwann verlässt der Radweg wieder die Nähe zur Bundesstraße. Links von uns verlaufen jetzt Bahngleise parallel zum Radweg. Die Ruhr entfernt sich für eine Weile von uns. Bei Neheim-Hüsten sehen wir sie wieder in Erscheinung treten. Eine sonnenglänzende Kieselsteinbucht mit Bank lädt uns zum Rasten ein, ein ideales Plätzen für unsere Mittagsüberbrückung.

Kieselsteinbucht der Ruhr bei Neheim-Hüsten

Über uns kreist imposant ein Fischreiher. Wir bleiben lange sitzen in der Idylle und genießen unsere mitgeführten Speisen. Röbi hat zu seinem Brötchen noch ein gekochtes Ei mitgenommen, Johannes und ich haben noch den Rest des Schnitzels, den wir uns gestern im Restaurant einpacken lassen haben. Bis Arnsberg, unserem heutigen Etappenziel, ist es nun nicht mehr weit.

Wir haben für die heutige Übernachtung eine Ferienwohnung gebucht. Um kurz vor drei treffen wir dort ein. Eine sehr nette Vermieterin nimmt uns in Empfang und begleitet uns gleich in die Garage, wo wir die Fahrräder abstellen und sogar aufladen können. Beladen mit unseren Taschen betreten wir das Treppenhaus. Hinter der verschlossenen Wohnungstür unserer Vermieterin bellen zwei Hunde wie verrückt. Wir erfahren, dass sie der Tochter gehören, die momentan Urlaub macht. Unsere Wohnung befindet sich im 2. Stock. Sie bietet eine riesige Wohnfläche mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einer Wohnküche mit Essecke und einem großen Bad. Die Terrasse hinter dem Haus steht auch zu unserer Verfügung. Sie ist in einen Steilhang hineingebaut, der unglaublich vielfältig und prächtig bepflanzt ist. Die Altstadt von Arnsberg liegt von uns aus gesehen auf der anderen Ruhrseite. Wir schauen von unserem Wohnzimmer auf die Ruine des kurfürstlichen Schlosses.

Blick von der Ferienwohnung „Schlossbergblick“ auf die Schlossruine von Arnsberg

Nach einem Mittagsschläfchen brechen wir in die Altstadt von Arnsberg auf. Unweit von unserer Wohnung führt die Römerbrücke direkt ins Zentrum. Wir folgen fatalerweise zunächst den Hinweisschildern auf die Schlossruine von Arnsberg. Durch verschlungene enge Gässchen und Treppchen geht es steil bergauf. Wir passieren dabei den „grünen Turm“, einen der vier Wehrtürme aus dem 13. Jahrhundert. Von hier aus bietet sich ein imposanter Blick auf die dichtbewaldeten Hügel des Sauerlandes und Teile der Altstadt.

Der „grüne Turm“ von Arnsberg mit Blick ins Sauerland

Es geht immer noch weiter bergauf. Links öffnet sich ein einladender schattiger Park. Wir lassen ihn liegen und konzentrieren uns auf unser erstes Ziel, die Schlossruine. Wieder setzt eine Treppe den Aufstieg fort. Dicht an dicht stehen hier links und rechts schmale Wohnhäuser. Ein Schild weist eines von ihnen als „Zentrum für CHAOS-FORSCHUNG“ aus. Das interessiert mich natürlich als Chaos-Theoretikerin. Wie sich herausstellt, geht es hier allerdings nicht um die mathematische Chaostheorie. Das Haus ist Treffpunkt einer Künstlergruppe um Lars von der Gönna, die sich mit Satire, Comedy und Kabarett befasst.

Endlich erklimmen wir die letzte Stufe und eine ziemlich eben verlaufende Straße verspricht, uns der Schlossruine näher zu bringen. Wir wandern an einer Mauer entlang, die mit „Weinberg Arnsberg“ beschriftet ist. Hoch oben sehen wir die Ruine aufragen. Sie scheint noch keinen Millimeter nähergerückt zu sein. Wir gehen unbeirrt immer weiter, bis uns der unheimliche Verdacht beschleicht, wir erlebten gerade etwas ähnliches wie der Protagonist K. in Kafkas Roman „Das Schloss“, dem es trotz aller Anstrengung nicht gelingt, sich dem Schloss zu nähern oder es gar zu erreichen. Kurz entschlossen lassen wir die Schlossruine fallen, machen Kehrt und gehen auf dem kürzesten Wege in Richtung Altstadt.

Altstadt von Arnsberg

Vorbei an vielen attraktiven Restaurants und überraschenden Kunstwerken wie einem schwebenden Scheiterhaufen schlendern wir ganz gemächlich den Berg wieder hinab. Wir halten schon Ausschau nach einem Lokal für heute Abend, müssen uns aber noch mit Lebensmitteln fürs Frühstück versorgen. Leider gibt es in der Altstadt keinen Supermarkt. Wir müssen noch einmal die Ruhr überqueren, um einzukaufen.

Bruder und Schwester unter einem Sonnenschirm des Ratskellers auf dem Altermarkt von Arnsberg

Anschließend lassen wir es uns bei einem feinen Essen in der lauen Abendluft gut gehen. Auf dem Weg zurück in die Ferienwohnung kommen wir an einem Bücherschrank vorbei. Wieder einmal ein überraschendes Zufallserlebnis wie ich es schon häufig gehabt habe. Ich habe nämlich gerade meine Urlaubslektüre zu Ende gelesen und habe schon vergeblich nach einer Buchhandlung gesucht. Im Bücherschrank finde ich „Nächstes Jahr in Jerusalem“ von André Kaminski und nehme es mit.

Johannes legt sich gleich ins Bett, als wir in der Ferienwohnung ankommen. Röbi und ich lassen uns noch lange draußen im „Wintergarten“ mit einem gekühlten Bierchen nieder und führen geschwisterliche Gespräche, die nicht nur aber auch um mathematische Rätsel kreisen, die wir beide sehr lieben.

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